Politikkommunikation

Montag, 2. Oktober 2006

Politische Rache oder Wie man Kommunikation zensieren möchte

Diese Woche beginnt die Buchmesse. Dass man mit Büchern kommunizieren kann und mit ihnen sogar etwas zur Imagepflege tun kann, ist inzwischen Gemeingut. Dennoch gibt es immer noch Provinzpossen, wie man sie zwar vom Bauernstadl aber nicht von real existierenden Kommunen erwartet

Jene Geschichte, die ich heute hier widergeben möchte, könnte einem Märchenbuch ohne Happyend entstammen. Sie ist dennoch und sogar ganz aktuell passiert. Aus verschiedenen Gründen bin ich gehalten die Namen der beteiligten Personen und den Ort des Geschehens nicht zu nennen.

Es war einmal ein kleiner Ort im Taunus. Berühmte Menschen gingen früher hier zu Kur. Quasi: Die Welt zu Gast bei Freunden. Nun wollte sich ein ortsansässiger Journalist dieser Historie annehmen und die Geschichten von damals niederschreiben und verlegen. Die Stadt hätte einen nicht unerklecklichen Teil der Auflage kaufen sollen/wollen, denn immerhin wären die Bücher der Imagepflege förderlich gewesen. Ungünstiger Weise gehörte dieser Autor dem Stadtparlament an. Noch dazu der Opposition. Und als der Bürgermeister in öffentlicher Debatte zur Wirtschaftsförderung sagte, in völliger Verkennung der Sachlage, Investoren würden schon den Weg in die (nicht mehr ganz so reizvolle) Stadt finden, man müsse ihnen nicht nachlaufen, da konterte unser Autor und wies ihn darauf hin, wohin dies führe, nämlich ins Abseits und ins wirtschaftliche Nirwana. Da jener Bürgermeister seine Worte nicht mehr zurück nehmen, andererseits auch keine Kritik vertragen konnte, ließ er unserem Autor wenige Tage später mitteilen, dass die Stadt für das entsprechende Buch-Engagement kein Geld habe. Auch eine im Verhältnis zum Kauf eines größeren Quantums günstigere Möglichkeit einer Anzeigenschaltung der Kommune im Buch, um einen Teil der Druckkosten abzufedern, wies er von sich. Wenn der Stadt hierfür das Geld fehlt, fehlen dann nicht erst recht ambitionierte Investoren? Doch von denen erwartet dieser Bürgermeister quasi einen Hofknicks vor ihm. Unserem Autor wurde mittels Flurfunk Rathaus mitgeteilt, nicht das fehlende Geld, sondern seine Kritik sei Grund für die Distanz zum allseits gewünschten Buch. Soll unser Autor das Buch nun in Indien verkaufen und verlegen, oder gar drucken? Immerhin ist dieses Land zwar nicht unser Land, aber immerhin Gastland der diesjährigen Buchmesse. Wurde unser Autor vielleicht mit einer Zeitmaschine in eine andere Epoche gebeamt oder in ein anderes Land? Denn in einem aufgeklärten Land, in einer Demokratie, dürfte so etwas doch gar nicht vorkommen. Da herrschen Meinungsfreiheit, Aufklärung und die Trennung persönlicher Animositäten von politischen Entscheidungen.

Ich werde die Beobachtung verfolgen und sehen, ob und wie sich das oben geschilderte Märchen weiter entwickelt. Vielleicht entwicklelt sich daraus ein neuer Bestseller für die Buchmesse 2007. Solange werde ich sie aber weiter über Neuigkeiten aus der Kommunikationsbranche und dem PR-Land Absurdistan auf dem laufenden halten, Ihr Peter Wolff.

Donnerstag, 23. Februar 2006

Gelbe Bordsteinschwalben - Ein Instrument der politischen Zeichensprache

Dass Politiker sprachlos sind, ist selten. In der hessischen Kreisstadt Bad Schwalbach kommunizieren die ehrenamtlichen Liberalen neuerdings in Zeichensprache. Sie bedienten sich eines Elements des Guerilla-Marketings. Der gesamte Ortsvorstand und der Fraktionsvorsitzende gingen mit gelber Sprühkreide bewaffnet ans Werk, die Kur- und Kreisstadt aufzupeppen. Mit einer "Gelben Bordsteinschwalbe" markierten sie die zahlreichen auseinanderbröckelnden Bordsteine und Straßenränder, bordsteinschwalbe

denn die Schwalbe ist nicht nur Wappentier der Kreisstadt des Rheingau-Taunus-Kreises, sondern auch Namensbestandteil - obwohl, auch dies bereits ein Ausdruck falscher frühzeitlicher Kommunikation, denn "Schwalbach" steht für einen schwallenden Bach und nicht für Mauersegler und Co. Aber als Politik-Logo macht eine gelbe Schwalbe auf grauem Grund doch auch etwas her, sagt zumindest einer der Väter dieser Idee, Ihr Peter Wolff.

Dienstag, 27. September 2005

Parteien nicht Dialogfähig

Nielsen Media testete, wie die deutschen Parteien auf Kontaktversuche von Bürgern auf verschiedene Kommunikationskanälen reagieren. Das Ergebnis ist ernüchternd, wie es die Direktmarketing-Zeitschrift One to One in ihrer Ausgabe 10/05 schildert. Insgesamt gaben die Forscher den Parteien nur ein "Ausreichend". Am besten schnitten noch die Grünen mit 58 von möglichen 100 Punkten ab, gefolgt von CDU (56) und SPD (55). Auf den letzten Rängen finden sich die Linkspartei (49) und die FDP mit nur 38 Punkten wieder. Die höchste Kompetenz erreichen alle Parteien beim Thema Website. Bei Emails punktete die Linkspartei mit schnellen persönlichen Antworten. Telefonisch ist die CDU am besten im Dialog, während die SPD noch den "normalen" Brief per Post schätzt, wenn auch teilweise verspätet. Kann dieses Ergebnis das Vorurteil bestätigen, dass sich die Parteien bereits weit vom "normalen Wahlvolk" entfernt haben? Oder liegt es schlicht an unprofessionellen Dialogstrukturen? Will man überhaupt Kontakt und Dialog? Eigentlich ist es zwingend, wenn man sich ständig in Wahlen das Testat vom Bürger abholen muss. Insofern überrascht es, dass sich Parteien nicht auf erfolgreiches und zeitgemäßes Kommunizieren verstehen. Verstehen kann man es wahrscheinlich nur, wenn man ins Dickicht der Parteistrukturen und ihrer Arbeitsweisen eindringt. Dennoch ist es schwierig, dort beim Aufbrechen der verkrusteten Strukturen offene Ohren vorzufinden. Dennoch, die Hoffnung stirbt zuletzt, glaubt für heute ihr Parteienbeobachter Peter Wolff.

Montag, 19. September 2005

Kanzler Schröders Kommunikation der Arroganz

Schon oft sah man Beispiele, wie Menschen mit Ellenbogen und Machtgier andere zur Seite drängten. Die Politik und die Parteien reihten sich in dieser Form des "Agierens" ein. Ein Paradebeispiel erleben wir in diesen Stunden, nach der Bundestagswahl. Da stellt sich ein Kanzler, der vor drei Monaten klagte ihm fehle die Unterstützung für die Fortsetzung seiner Reformpolitik, sich dies noch vom Bundesverfassungsgericht bestätigen ließ und der nun tatsächlich vom Wähler seine Koalitionsmehrheit genommen bekam, hin und will weiter regieren. Selbst ein Regierungsauftrag, bislang in unserer Demokratie so gehabt, dass die stärkste Bundestagsfraktion dies versucht, wird vom Kanzler abgelehnt. Eine Regierung mit SPD-Beteiligung werde nur unter einen "Kanzler Schröder" statt finden. Ist dies noch Demokratie? Handelt es sich beim Amt des "Kanzlers" nur noch eine "Personalie" oder handelt es sich schlicht um Arroganz oder Alterssturheit eines glänzenden Rhetorikers? Diese Art der Kommunikation hat zwei Facetten.

Zum einen steht tatsächlich zu befürchten, dass ein amtsverliebter Mensch, entgegen anderen Aussagen sich von Reformgegnern (Linkspartei) im Amt bestätigen läßt, ohne für seine Reformpolitik eine tatsächliche Unterstützung in seiner Partei zu haben. Dies nur weil er amtsgeil ist?

Auf der anderen Seite führt diese Art der Kommunikation dazu, dass sich Menschen entweder noch stärker als bislang in ihrer Ansicht des "Parteienstaats" bestätigt fühlen. Sie glauben mehr als je zuvor, dass Parteien, in diesem Fall die SPD, mit dem Staat machen kann was sie wollen. Dies wird, so meine Prognose zu einem nachhaltigen Schaden für unsere Demokratie führen. Es wird aber auch dazu führen, ebenfalls im Widerspruch zum gängigen Klischee von sozialdemokratischer Politik, dass sich in unserer Gesellschaft eine Ellenbogenmentalität, ein Agieren ohne Rücksicht auf gesellschaftliche Verluste, etablieren wird. Auch das belegt: Zwischen Worten und Taten liegen oftmals Welten. Es unterstreicht auch die Bedeutung purer Rhetorik, Demagogie und Polemik. Gesellschaftliche Visionen und Weichenstellungen "sind Wurscht", es zählt allein der "orale Schein". Mit ihm, dies belegt das Wahlergebnis und die Alterssturheit einiger SPD-Größen, läßt sich fantastisch das Volk blenden. Und ich dachte schon, die Demokratie habe sich in knapp 60 Jahren Demokratie von Blendern gelöst. Ein Irrglaube?

Bis zu besseren Nachrichten und den Blick auf Kommunikationsbeispielen, Ihr Peter Wolff

Dienstag, 30. August 2005

"Berlin, wir haben ein (Vermittlungs-) Problem" - Jugendliche und Politik

Zwischen Politik und Jugendlichen gibt es ein "großes Vermittlungsproblem" berichtet Politikprofessor Jens Tenscher von der Universität Landau, bei der Vorstellung erster Ergebnisse einer Studie, die sich dem Thema widmete "Was denken Jugendliche in Rheinland-Pfalz wirklich über Politik?". Noch normal sei es, dass sich Jugendliche in ihrem Alter anderen Themen widmen (vorrangig Freundschaft, Musik, Liebe, Partnerschaft, Ausbildung und Beruf), doch bedenklich sei es, dass Jugendliche nicht einmal von der Politik frustriert seien, sondern sich erst gar nicht damit beschäftigen (auf den letzten Plätzen finden sich Umwelt/Umweltschutz, Kunst/Kultur, Politik und Wirtschaft). Doch hier zeigen sich bereits erste Unschärfen in der Untersuchung. Denn wenn es um das Image geht, zeigt sich wieder einmal das klassische Muster, dass sich Presse, Gewerkschaften und Politiker auf den letzten Rängen wieder finden. Vertrauen hingegen haben Jugendliche in freiwillige Hilfsorganisationen, sowie in Gruppen des Tier- und Umweltschutzes - und dies, obwohl sie das Thema ja fast genausowenig interessiert. Ein Indiz dafür, dass sich tatsächlich in der Vermittlung von Politik große Gräben auftun. Aber es ist auch ein Indiz, dass sich in unserer Wertegesellschaft etwas getan hat. Auf der einen Seite ist es schön, dass "Freiwilligkeit" ein solch gutes Ergebnis erzielt, während man in anderen Lebenssituationen kaum auf Eigen- und Selbstverantwortung setzt. Auf der anderen Seite ist zu hinterfragen, warum Ziele und Organisation der "freiwilligen Organisationen" kaum kritisch beleuchtet werden. Sie sind allein wegen ihres Marketings, wegen ihres Namen "toll". Vielleicht auch wegen ihres Angebotes. Fast 700 der 1800 befragten Jugendlichen sind Mitglied in einem Sportverein, 150 übernehmen dort immerhin auch ein Amt. Auch in Gesangsvereinen, Jugendorganisationen und kirchlichen Gruppierungen ist diese Zielgruppe aktiv. Nur 33 Befragte "outen" sich als Mitglied einer Partei, 27 sind Mitglied einer Gewerkschaft.

Wird der letzte Bundestagswahlkampf der Liberalen bis heute als Spaßwahlkampf stigmatisiert, so ist es offensichtlich gerade das, was Jugendliche wollen. Denn gefragt, warum sie sich nicht politisch engagieren, gaben sie an, zuwenig davon zu wissen, gefolgt von "weil es keinen Spaß macht". Und das zuwenig wissen haben sie ja selbst in der Hand. Jeder kann sich sein Wissen selbst aneignen. Dennoch, ich will es nicht verhehlen, sind viele Parteien und Politiker nicht gerade Jugendfreundlich, wenn es um das Mitmachen und die Kommunikation geht. Also auf beiden Seiten bestehen große Herausforderungen auf einander zu zu gehen - und am Image zu arbeiten Ob dies in absehbarer Zeit gelingt, fragt für heute Ihr Kommunikationsfachmann Peter Wolff?

Parteien suchen den direkten Dialog

Noch sei der direkte Weg zum Wähler weit, doch es sei unverkennbar, dass die Parteien, insbesondere die kleineren, ihre Kommunikationspolitik ändern, schreibt die aktuelle Ausgabe der Direktmarketingzeitschrift One to One. Während Grüne und Liberale auf Interaktion setzen, böten Sozialdemokraten im aktuellen Wahlkampf eher Symbolisches und die Christdemokraten Traditionelles. Dies vor dem Hintergrund, dass sich 70 Prozent der deutschen Wähler durch die klassische Fernseh- und Plakatwerbung nicht zum Urnengang motiviert fühlen. Dennoch verschlinge die klassische Werbung den Löwenanteil der Wahlkampfmittel. Etwa ein Prozent geben die Volksparteien für Online-Werbung aus. In US-Wahlkämpfen ist dies bereits der zweitgrößte Posten in der direkten Wähleransprache. Vorreiter beim Dialog sind die kleinen Parteien, berichtet das Magazin. Gegenüber den komplexen Mitgliederorganisationen der Volksparteien kommen die Kleinen in puncto Kampagnen schneller zum Konsens, wird weiter berichtet. Die Grünen ließen ihre Web-Community sogar am grünen Parteiprogramm virtuell mitwirken. Hierzu wurde innerhalb der Online-Enzyklopädie Wikipedia eigens für den Wahlkampf ein Forum eröffnet. Die SPD nutzt bereit das neue Instrument Podcasting, während die Liberalen zielgruppengerechte (Micro Targeting) Mailings verschickt. Hier werden beispielsweise Zahnärzte zu einem gesundheitspolitischen Kongress eingeladen. Mit einer 50-Euro-Spende kann man dort ein Plakat direkt vor dem Büro der Gesundheitsministerin unterstützen. Der FDP-Bundesgeschäftsführer Hans-Jürgen Beerfeltz wird mit den Worten zitiert "Es geht nicht an, dass die Bürger mehr Dialog wegen ihrer neuen Kaffeemaschine führen als mit ihrem direkt gewählten Abgeordneten". So richtig diese Meinung ist, so erstaunlich ist sie auch. Denn die FDP hat gar keine direkt gewählten Abgeordneten. Ihre Abgeordneten werden alle auf Grund von Landeslisten entsandt, weiss für heute Ihr PR-Experte Peter Wolff.

Mittwoch, 24. August 2005

Sind die Irre? Falsche Wahlkampf-Slogans der Parteien

So weit kann es kommen. Die Marketingzeitschrift absatzwirtschaft
stellt eine Wahlkampfstudie vor, die es in sich hat. Parteien sollen demnach nicht ihr Kompetenzprofil überdehnen. Viel zu häufig geschieht dies aber in griffigen Aussagen auf Wahlplakaten. Da werden Slogans verwendet, die zwar griffig sind und allen gefallen sollen - nur bringt die selten jemand mit der werbenden Partei in Verbindung. Der Titel der Studie lautet deshalb auch "Die FDP wirbt für die CDU und die Grünen für die SPD". Der FDP-Satz "Mehr Wachstum, mehr Arbeit" lehnt sich zwar an den Bedürfnissen vieler Menschen nach mehr Arbeitsplätzen an, doch mit der FDP wird dieser Satz von den wenigsten in Verbindung gebracht. Doch ein Slogan könne nur eine positive Wirkung für eine Partei entfalten, wenn sie vom Wähler mit ihr in Verbindung gebracht wird. Einzig den Grünen gelang dies mit ihrem Aufruf "Gemeinsam gegen Gen-Food". Hier sahen immerhin 73 Prozent den richtigen Urheber, Bündnis 90/Die Grünen, am Werk. Doch auch SPD, Grüne und CDU bekommen ihr wissenschaftliches Fett ab. Selten gelänge es, Aussagen so griffig zu formulieren und sie als Thema eindeutig für die eigene Partei zu platzieren. Solch großer Dilletantismus irritiert schon. Zumal, wenn man weiß, dass professionelle Kommunikationsagenturen sich für viel Geld um Parteien und Wähler bemühen. Gut, andererseits weiß man auch, dass sich Politiker ungern von liebgewonnenen Floskeln und Ansichten verabschieden. Vielleicht konnten sich deshalb die Kommunikationsprofis nicht durchsetzen. Dies glaubt für heute mal Ihr PR-Profi Peter Wolff.

Dienstag, 5. Juli 2005

Nichtexistenz oder Spagat der Europa-PR

Kommuniziert die EU überhaupt oder wird über die EU/Europa kommuniziert? Mit diesen Fragestellungen befasste sich gestern ein gemeinsames Journalisten-Seminar der Europäischen Kommission und des Deutschen Städte- und Gemeindebundes (DStGB) in Mainz. Zwar lautete der Titel anders (Europa vor Ort - Auswirkung der EU-Gesetzgebung auf die Kommunen), doch angesichts der derzeit desolaten Außenwirkung der EU standen vielfach andere Fragestellungen auf der Tagesordnung - und mit ihnen durchaus ein Dilemma der Europäischen Kommission. Analog der alten journalistischen Devise, dass nur "bad news" good news sind, bleiben negative Berichte über Auswirkungen "made in Brüssel" viel eher in den Redaktionen hängen, als positive Nachrichten. Dr. Gerd Landsberg, geschäftsführendes Präsidialmitglied des DStGB plädierte noch für ein kommunikatives Verkaufen des Produkts "Europa", durchaus mit Elementen der klassischen Werbung, wie dies seinerzeit mit schauspielerischer Unterstützung der T-Aktie gelang. Doch eine flächendeckende Medienkampagne kann und will sich die EU nicht leisten, führte die Leiterin der Regionalen Vertretung in Bonn, Barbara Gessler, aus. Zumal sie auf Widerstände treffen würde. Zum einen würden die europäischen Bürger klagen, was wieder mit ihrem Geld angestellt wird, zum anderen einzelne europäische Länder, die nicht unbedingt europafreundliches in ihren eigenen Ländern sehen wollen. Dieser nicht zu schaffende Spagat macht die EU gewissermaßen sprachlos. Auch kommunikative Maßnahmen abseits des PR-Mainstreams, wie etwa das Fach Europa im Schulunterricht oder zumindest zeitgemäße und richtige Schulbücher mit europäischen Themen scheitern an nationalen Eifersüchteleien und dem Pochen auf nationale Eigenverantwortung. Landsberg räumte auch mit zwei beliebten Vorurteilen auf: Europa sei ein bürokratischer Moloch. Jede deutsche Großstadt hätte vergleichbares Personal (25.-30.000) - bei wesentlich weniger Einwohnern. Europa sei teuer. Pro Einwohner und Jahr sind für "Europa" überraschend geringe 90 Euro fällig.

Europa also gewissermaßen ein Schnäppchen. PR-mäßig jedoch ein Grundschüler, was zumindest die Qualität seiner Kommunikation und das Steuern von Zielgruppen und Themen angeht. Aber die Europäische Kommission lernt dazu, das Seminar war das richtige Beispiel dafür.

Bis zum nächsten PR-Gau oder PR-Knüller, Ihr Peter Wolff

Dienstag, 28. Juni 2005

Politik - die Blogfreie Zone

"Ein paar Wochen noch, dann stehen sie wieder vor den Supermärkten, Gartencentern und Fitneßstudios in Bad Oeynhausen und Oer-Erkenschwick, drücken Wählerinnen Rosen in die Hand, Wählern Kugelschreiber und zukünftigen Wählerinnen und Wählern Lutscher. Wenn sie Glück haben, nehmen ein paar Passanten eine Wahlbroschüre und werfen sie zu Hause ungelesen weg. Abends werden sie erschöpft nach Hause kommen, die Wahlkämpfer, aber was soll man sonst machen, um mit dem Wähler zu kommunizieren, in Deutschland, im Sommer 2005", so beginnt ein interessanter Aufsatz, den die Faz.Net vor einer Woche über die Politik als Blogfreie Zone veröffentlichte.
"Immer mehr Leute sind genervt von der Sabinechristiansenisierung der Politik" zitiert der Artikel den IT-Spezialisten Nico Lumma, der den Politikern Blogs andienen will. Er kritisiert die Scheuklappen, die die meisten Politiker in Bezug auf moderne Kommunikationsformen via Internet an den Tag legen. Statt den Dialog mit Tausenden zu suchen, belassen sie es beim Verschleudern von Kulis und Luftballons. Als Kenner von Politikkommunikation kann ich diesen Pauschalvorwurf nicht gelten lassen, gleichwohl räume ich ein, dass es feste Rituale gibt, die beide Seiten wollen: Der Mensch Politiker und der Mensch Wähler. Da ist für den Bürger zum einen der Politiker/der Kandidat "zum Anfassen" und zum "Beschimpfen", da ist auf Seiten der Politiker das Bewußtsein auf diesem Wege (der Wahlkampfstände samt Kulis und Luftballons) Bürgernähe zu demonstrieren und schöne Fotomotive abzugeben. Daneben soll nicht außer acht gelassen werden, dass in den vergangenen Landtags- und in der letzten Bundestagswahlen durchaus das Internetzeitalter Einzug in die Wahlkampfzentralen gehalten hat. Erinnert sei z.B. an das Tagebuch von Guido Westerwelle anläßlich seiner später kritisierten Guidomobil-Tour im letzten Bundestagswahlkampf. Einige kleinere Kampagnen, Chats und Umfragen versuchen alle Parteien in verschiedenen Parteigliederungen. Doch auch ich kann bestätigen, dass es oftmals den Charakter von Alibiveranstaltungen annimmt. Offensiv als Kommunikationskanal begreift derzeit keine Partei das Internet und die Weblogs/Blogs. Einige Vorzeige-Innovative in den Parteien nutzen gerne das Angebot einiger Medien zu bloggen - ob sie wohl von selbst darauf gekommen wären? Ich weiß es nicht. Aber bedenklich ist es in der Tat, dass Dialoge in der Politik in 30 Jahren nicht über den Zustand der Kugelschreiber-Distribution und der rauchgeschwängerten Wirtshausveranstaltungen herausgekommen zu sein scheint. Bei diesen Zuständen wollen auch immer weniger "mitmachen" - weder als Wahlvolk, noch als Engagierte in Parteien. Abgesehen von den oftmals sturen Zwängen und Absegnungen von vorher in Partei-Zirkeln verabredeten Beschlüssen. Kommunikation darf keine Einbahnstraße und auch kein Museum tradierter Verhaltensweisen sein. Das müssen die Parteien begreifen, wenn sie Wahlen und Mitglieder gewinnen wollen. Soweit für Heute von der politischen PR-Front, Ihr Peter Wolff.

Sonntag, 20. März 2005

Schlechte Internetseiten deutscher Parteien

ofischer communication, die Kölner Agentur für Emotionale Public Relations, hat in Zusammenarbeit mit dem Institut für
Kommunikationswissenschaft der Westfälischen Wilhelms-Universität (WWU) Münster die Internetauftritte deutscher Parteien untersucht. Auf dem Prüfstand: Informations- und Selbstdarstellungsfunktion, Interaktionsmöglichkeiten, Gestaltung, Usability, Qualität der Texte sowie Kontaktmöglichkeiten.

Was macht eine gute Website eigentlich genau aus? "Die Qualität eines Internetauftritts hängt von sehr vielen Faktoren ab", so die betreuende Consultin Kerstin Neurohr zu den Ergebnissen der
Studie "Parteien digital - Eine Inhaltsanalyse der Auftritte von Parteien im Internet". "Entscheidend ist zunächst, was man mit der Website überhaupt erreichen will. Es gibt aber auch allgemein gültige Standards.

Einfachstes Beispiel: eine funktionierende Sitemap". Für die Studie
stellten die PR-Profis von ofischer communication und die Wissenschaftler der WWU einen ganzen Katalog solcher Standards und Qualitätskriterien auf. Daran mussten sich die Internetauftritte aller im Bundestag vertretenen
Parteien (SPD, CDU, CSU, FDP und Bündnis 90/Die Grünen) messen lassen.

Betrachtet wurden die Websites der Bundesverbände, ergänzt durch eine Stichprobe, die 150 Internetauftritte von Ortsvereinen derselben Parteien umfasste.

Der Hintergrund
Seit knapp zehn Jahren sind alle großen deutschen Parteien online, die Zahl ihrer Websites wächst ständig. Nach den Bundes- und Landesverbänden drängen immer mehr kleine Kreis- und Ortsverbände ins Netz. Die Hoffnungen, die in solche Internetauftritte gesetzt werden, sind vielfältig. Sie reichen von rein öffentlichkeitswirksamen Effekten bis hin zu Partizipationsmöglichkeiten für Bürger und der Chance, politisches
Handeln transparent zu machen.

Die Ergebnisse im Überblick
Die SPD, die sich selbst als die "fortschrittlichste Partei im Internet" bezeichnet, vermittelt auf ihrer Site viele Informationen über die Partei, hält sich aber mit Aussagen zu aktuellen Themen, Meinungen und Standpunkten eher zurück - in dieser Hinsicht wäre wesentlich mehr möglich. Die eigentlich gut strukturierte Site leidet unter der ungenauen Benennung der Rubriken, so dass sich die Suche nach bestimmten Informationen mühsam gestalten kann.

Die Website der CDU wurde im Frühjahr 2004 komplett relauncht. Die alte Site bot zwar viele Informationen, hatte auch ein gut genutztes Forum integriert, war aber, was die Gestaltung und Usability der Website angeht, wesentlich schlechter als die der anderen Parteien. Diese Mängel wurden nun behoben, der neue Internetauftritt genügt den Anforderungen in jeglicher Hinsicht.
Die CSU-Site ist herausragend gut, ihre Gestaltung professionell. Der User kann sich gut orientieren, weil die Rubriken sinnvoll benannt sind. Das Informationsangebot ist breit, interaktive Elemente werden in verschiedener Form eingesetzt.

Dagegen weist die Website der FDP erhebliche Schwächen auf: Durch den Aufbau in zwei Spalten und den Einsatz einer einzigen Navigationsleiste ist die Site nicht übersichtlich genug. Außerdem finden sich auf der gesamten Site nur sehr wenige Bilder, was die Gestaltung öde und eintönig wirken lässt. Auch die geringe Bandbreite des Informationsangebots fällt negativ auf. Überraschend positiv ist hingegen nach Aussagen des betreuenden PR-Experten Peter Wolff (www.wolff-pr.de) die Seite der kommunalen Gliederung der Liberalen im Rheingau-Taunus. Sowohl die Kreis-, als auch die Ortsverbände sind über ein umfangreiches Content-Management-System in der Lage, ständig aktuelle Fotos und Nachrichten zu publizieren und auch mittels eines Forums mit Interessenten und Mitgliedern zu kommunizieren (www.fdp-rtk.de)

Die Grünen haben eine Site erstellt, die zwar wenige Überraschungen bietet, aber viele Informationen. An einigen Stellen fehlt der Site Struktur - dass der Newsletter gerade unter "Suche" zu bestellen ist, entbehrt jeder Logik. Übersichtlich ist die Site trotzdem, und auch in der Gestaltung werden im wesentlichen die Regeln beachtet. Leider sind interaktive Elemente auf der Site zweitrangig - in dieser Hinsicht liegen
die Grünen klar hinter den anderen Parteien.

Das Internet - eine Herausforderung für die Ortsverbände
Bei der Untersuchung der Internetauftritte der Ortsparteien nehmen die Grünen den Spitzenplatz ein. Die Websites der grünen Ortsverbände überzeugen vor allem durch ihren überdurchschnittlich hohen Informationsgehalt. Den zweiten Rang belegen die Websites der Ortsverbände der SPD. Ihre Stärken liegen vor allem in herausragend guter Usability und
vielen interaktiven Elementen, eher unterdurchschnittlich ist die
Gestaltung. Im Mittelfeld liegen FDP und CSU. Besonders interessant das Ergebnis der CSU-Ortsverbände: Sie erreichen teilweise sehr hohe Werte - dabei profitieren sie vom optimalen Content-Management-System, das die Bundespartei zur Verfügung stellt und das sehr häufig genutzt wird. Bei Kriterien, die unabhängig von diesem CMS sind, wie z. B. Textqualität,
erreichen die CSU-Ortsverbände nur sehr schlechte Werte. Schlusslicht sind die Websites der CDU-Ortsverbände, da viele der untersuchten Sites nicht den neuen Gestaltungsrichtlinien der Partei entsprechen, das Informationsangebot nicht ausreichend ist und nur selten interaktive Elemente eingesetzt werden.

Direkte Umsetzung in die PR-Praxis
Die Websites aller Parteien wurden, was die Informations- und
Selbstdarstellungsfunktion, Interaktionsmöglichkeiten, Gestaltung,
Usability, Qualität der Texte sowie Kontaktmöglichkeiten betrifft, einer harten Prüfung unterzogen. Nach Wolff sollten sich Parteien und einzelne politische Kandidaten und Mandatsträger mittels optimaler Internetseiten permanent mit den Bürgern in Dialog treten, um das Image von Politik und Parteien zu stärken.

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In eigener Sache: Empfehlenswerte Lektüre


Peter Wolff
Die Macht der Blogs



Hg.: Marlies Ockenfeld/1 Beitrag über Weblogs von Peter Wolff
Content - DGI-Proceedings-Band 8


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