Kolumne
So könnte überspitzt formuliert ein Zustand beschrieben werden, den die FAZ in ihrer Wochenendausgabe vom 22.9. in ihrer Rubrik "Beruf und Chance" schildert. Demnach kommunizieren Vorgesetzte und auch Mitarbeiter mittels "Anwesenheit", nach dem Motto "Wer zuerst geht, der verliert". Auch wenn es nicht erforderlich wäre, bleiben Firmenangehörige immer länger im Büro. Präsenz im Büro werde zum Strategiemittel im Kampf um Prestige schildert Autorin Anna Loll. Auch das Image "Wer lange arbeitet, ist wichtig" wird gemalt. Da fragen sich nicht nur externe Beobachter, wo bleibt in diesen Fällen die adäquate Unternehmenskultur, eine effiziente Mitarbeiterführung und letztlich ein Controlling, das auch in solche Bereiche eindringt? Denn, auch das schildert die Autorin, diese Verhaltensmuster der Mitarbeiter führen letztlich zu einem Burnout, zu zerütteteten Familienverhältnissen, da ein Familienleben in Anbetracht der immer spärlicheren Freizeit kaum noch möglich ist und schließlich leidet die Gesundheit dramatisch.
Welche Kommunikationsmuster stecken dahinter - und vor allem, was bewegt Unternehmen, diese Zustände hinzunehmen, bzw. sogar noch zu kultivieren? Wer kennt es nicht, das Image, das Werbeagenturen und Vorstandsetagen immanent zu sein scheint? Immer auch Achse, bis 22 Uhr im Büro, Akten am Wochenende noch zu Hause sondieren. Noch nie etwas von Zeitmanagement gehört? Wenn Projekte dauerhaft zu riesigen Überstundenbergen führen, dann versagt das Projektmanagement. Doch nicht nur dies. Auch die Unternehmensleitung zelebriert mit Überstundenorgien ein "Leidbild" und eine menschenverachtenden Firmenphilosophie, die man eher im 18. und 19. Jahrhundert vermutet.
Kommunikation kennt auch andere Facetten, als das "Aussitzen" im Büro, sagt Ihnen Ihr PR-Fachmann Peter Wolff, zumal sich Projekte effizienter und damit kostengünstiger und qualitativ besser realisieren lassen. Denn auch dies muss allen Beteiligten klar sein: Je länger man am Arbeitsplatz ist, desto ausgebrannter, zerfahrener und unaufmerksamer ist jeder Einzelne. Dies führt zwangsläufig zu Fehlern. Und dies letztlich führt zu einem Imageverlust des Unternehmens und, wenn Schadenersatz fällig ist, auch zu Gewinneinbrüchen.
peterwolff - 26. Sep, 14:40
Anders als manche vermuten, sah ich mich nie als ausschließlicher Blog-Experte, sondern als jemand der über den Tellerand der Blogs schauen konnte. Daher bezeichnete ich mich als Kommunikations- oder PR-Experte. Nur weil Web 2.0 und Blogs en vogue sind, wäre es fatal, den Blick ausschließlich auf diese Kommunikationsform zu lenken. Es mutet daher schon fundamentalistisch an, wenn manche in der Blogosphäre nur noch den Blogs das Wort reden. Sind es nun Fans, die immer neue Beiträge eines Bloggers konsumieren wollen, oder ist es böse gemeint, wenn einem vorgeworfen wird "nur alle heiligen Zeiten" seinen Blog zu aktualisieren? Auch ich war in den letzten Wochen "in anderen Dingen" unterwegs, so dass ich meinem Blog eine kreative Pause gönnte. Für eingefleischte Blogger ist aber auch das kein Problem, da sich Blogs "abonnieren" lassen und sie per Feedreadern immer dann automatisch informiert werden, wenn es neue Beiträge gibt. Ich gebe es zu, es sollte nicht die Regel werden und die optimale Führung eines Blogs sieht sicherlich anders aus. Dennoch sind "Freie" auf sich allein gestellt und haben nicht ein großes Back Office hinter sich. Den anderen Lesern mag es ähnlich wie mir gegangen sein, das auch das wirkliche Leben seinen Tribut forderte und sie es positiv sehen, dass kostenfreie Kommunikations-Angebote nun einmal nur dann offeriert werden können, wenn es die Zeit erlaubt. Vielen scheint das wirkliche Leben jedoch nicht mehr das Non-Plus-Ultra zu sein. Wie anders ist es zu interpretieren, dass sie sich Parallel- oder Schattenwelten im Zweiten Leben des Internets (Second Life) breit machen? Zumal sich diese Welt immer mehr dem ersten Leben angleicht. Die selben Markenartikler positionieren sich dort mit den selben Produkten. Auf der anderen Seite verwundert es auch wieder nicht. Wenn das wirkliche Leben nur noch virtuell vollzogen wird, dann haben diese Menschen natürlich auch kaum noch Zeit für die Produkte, Marken und Gespräche des echten Lebens. Die wenige Zeit, die ihnen zum Einkaufen und Konsumieren bleibt, soll sie zu den uns altvertrauten Markenwelten führen. Wäre es nicht gut, wenn wir wieder alle völlig unaufgeregt mit einander reden würden? Während die einen von den Klowänden des Internets reden, sprechen die anderen von Kakophonie. Ist es nicht die Vielfalt der Meinungen, Ansichten und Taten die unsere "wirkliche" Gesellschaft ausmacht? Fundamentalismus, auch in der Blogosphäre, sollte daher geächtet werden. Arbeiten wir darum alle am kommunikativen Miteinander. Soweit das Osterwort - nicht aus Rom, sondern aus Fulda, wohin es Ihren PR-Experten Peter Wolff 2007 hin verschlagen hat.
peterwolff - 4. Apr, 11:27
In eigener Sache sei auf einen Aufsatz von mir in der aktuellen
CoPers (Computer und Personal) 8/2006 vom Dezember hingewiesen.
Dort erläutere ich "Was bedeuten Weblogs für die Personalarbeit?". In der gleichen Ausgabe geht Professor
Peter Baumgartner den Möglichkeiten von "Web 2.0 - Social Software & E-Learning" auf den Grund. Soweit noch zwei Lektüreempfehlungen für die Feiertage. Dass Musik verbindet ist ein geflügeltes Wort, aktuell habe ich es gerade wieder selbst erlebt. Und wie sollte es zu dieser Zeit anders sein, geht es um ein Weihnachtslied. Im letzten Jahr veröffentlichte mein Kunde, der Künstler
Werner Aurin, sein selbstkomponiertes Weihnachtslied "Frohe Weihnacht" als Gratis-Download auf seiner
Internetseite. Nun erhielt er elektronische Post aus Ungarn. Eine Lehrerin sagte ihm, dass ihr der Song so gut gefiel, dass sie ihn mit ihren Schülern in Deutsch und anderen internationalen Sprachen einstudierte und die Aufnahme den europäischen Partnerschulen übermittelte, denn ihre Schule ist im europäischen Comenius-Verbund engagiert. Also ein Tipp für 2007, mal nicht nur mittels Blogs und durch Pressearbeit kommunizieren, sondern auch durch gute Musik. Einige Firmen sehen das ja auch so und haben eigene Lieder oder Liedstücke für die Telefonanlage oder generell für Werbung und Unternehmenskommunikation geschaffen. Warum auch nicht? Musik ist doch eine schöne Art der Kommunikation. Vielleicht üben wir alle gemeinsam übermorgen, ob wir noch auf dieser Weise kommunizieren können - und wenn es nur der Weihnachtsbaum hört. Vielleicht entdecken Sie aber auch völlig neue Talente an sich oder in Ihrer Familie. Schöne Feiertage und einen guten Rutsch wünscht Ihnen an dieser Stelle nicht Ihr Weihnachtsmann, sondern Ihr PR-Kolumnist Peter Wolff.
peterwolff - 22. Dez, 14:34
Nun ist es also passiert. Das Unfassbare. Dabei wollten wir schon sagen "No no never" - verlieren wir gegen Italien. Doch auch für den Song gab es ja schon kein massenhaftes "Germany: 12 points". Nun müssen also unsere Klinsmänner nach Stuttgart in die trainerliche Backstube, um dort den 3. Platz zu backen. Berlin hingegen hätte was gehabt. Dort gibt es doch die berühmte "Berliner Weiße mit Schuß". Vielleicht hätte die geholfen. Schade, ich hätte es der Truppe gegönnt.
Was ich allerdings aus der Sicht der Kommunikation zu bemängeln habe, ist tiefergreifend. Spätestens mit dem Einzug in die K.O.-Runde machten sich in Deutschland die Spötter breit. Kein Wort mehr von "Zu Gast bei Freunden". Da wurde gnadenlos "Dann wein doch Argentinien" geträllert, ebenso wie später "11 kleine Italiener, die müssen heim nach Napoli" - schon vor den jeweiligen Spielen. Sogar die Radiostationen machten hierbei mit. "Man trifft sich immer zweimal im Leben" lautet ein geflügeltes Wort, doch dies wurde bei aller Euphorie um die schwarz-rot-goldenden Kicker verdrängt. Eine andere Metapher besagt "Wer anderen eine Grube gräbt, fällt selbst hinein". Was sollte dieser beißende Spott und die maßlose Selbstüberschätzung? Wollte man die Selbstprophezeiung herbeireden? Warum die anderen schlecht und verächtlich machen? Kann man sich in Deutschland nicht einfach über die eigene Leistung freuen? Nun steht die Schadenfreude der anderen zu befürchten. Diese Kommunikation kann folglich nach hinten los gehen. Nehmen wir die entfachte Begeisterung, freuen uns und verbessern das Kommunikationsklima in Deutschland - und ganz nebenbei vielleicht auch das Wirtschaftsklima. Das wäre doch was, meint für heute ihr "Fanbeauftragter" Peter Wolff.
peterwolff - 5. Jul, 16:01
3:0, Gruppensieg und Samstag gibts Schwedenhappen. Auch das ist eine kommunikative Botschaft in schwarz-rot-goldenen Zeiten. Nicht begeistert findet
engine-Chefredakteur
Matthias Meier jedoch die riesigen WM-Botschaftschilder an den Autobahnen "Die Welt zu Gast bei Freunden". Er findet es schade, dass keiner unserer WM-Gäste, mit Ausnahme der Schweizer, diese Botschaft versteht. Es sei denn, sie haben zu Hause schön brav ihre Deutsch-Lektion gelernt. Doch wer tut dies schon? Etwas wir, wenn wir auf dem Ballermann unseren Eimer bestellen. Doch natürlich, wir tun dies auch in Deutsch. Leider ist der Ballermann in Spanien und wir müßten folglich diese Sprache vor dem Urlaubsantritt lernen - zumindest die wichtigsten Konversationsfetzen. Also, warum keine Willkommensschilder in "Ausländisch"? Hessen geht voran. Deren Schilder sind ganz anders. Dort heißt es "Hessen: TOOOR zur Welt 2006". Ein Tor wer glaubt, Engländer oder Spanier wüßten was Tor oder gar Tooor heißt. Auch der Wortwitz der dahinter steckt ist ansteckend. (Fußball-) Tor und Tor (wie Portal, Eintritt) mitander wortlich zu verbinden fällt uns Ebbelwoi-Trinkern noch leicht (allerdings auch nicht mehr nach dem 10. Stöffche). Doch wie erklärt man diese Doppeldeutigkeit einem Figo, Cafu, Zidan oder deren Anhang? Wahrscheinlich, das vermutet auch Meier, liegen wir beide hier völlig falsch. Diese Schilder dienen dazu, uns Deutsche anzustacheln. Wir wissen doch, dass wir Feiermuffel sind. Bei solch einem Ereignis, wie der Fußball-WM, will man uns Deutsche Enthusiasmus, Euphorie und Glücksseeligkeit vermitteln. Mittels Schultafeln. Die sind heute allerdings nicht aus Schiefer, sondern ausgewachsene Plakatwände. Das hat aber seine Gründe: Wir sitzen ja heute nicht brav auf der (Auswechsel-) Bank, sondern müssen diese Infos bei Tempo 200 aufnehmen. Das Ergebnis dieser Aktion spricht Bildbände, die allerdings erst nach der WM ausgeliefert werden. Deutschland liegt im Freudentaumel. Und unser Bäckermeister Klinsmann will auf einmal gar keine kleinen Brötchen backen, sondern schickt sich an, unsere Gäste um ihre Gastgeschenke zu erleichtern, damit wir neben den Bildbänden später auch den Pokal in die Vitrine stellen können. Rundherum eine gelungene Kommunikation also, die nur nicht von jedem verstanden wird. Aber das kommt noch ...
Und wem meine Kolumne noch zu trocken ist, dem empfehle ich das musikalische Sambafeeling "Made in Hessen" aus meinem Kundenkreis. Werner Aurin schuf mit "
Samba Alemán" einen WM-Ohrwurm, der das Ziel verfolgte, dass die deutschen Kicker auf dem Rasen Samba tanzen. Was soll ich sagen: Auch diese Kommunikationsaufgabe gelang. Zumindest bis zum Achtelfinale. Doch wir Kommunikationsprofis sind ausgewiesene Optimisten. Besser ein schwarz-rot-goldener Sommer als gar keiner, wünscht Ihnen heute ihr Kommunikationsfachmann Peter Wolff.
peterwolff - 21. Jun, 14:43
... die Zeit der Ehrenworte, der Absprachen unter ehrwürdigen Kaufleuten, eine Ära in der das Wort unter Männern noch galt oder welchen Begriff man auch immer wählt. Es muss eine schöne Zeit gewesen sein, in der Kommunikation und Absprachen noch was galten. Man besprach etwas und dies hatte Gültigkeit - zumindest im Club der zumeist verschwiegenen Männer (um die ging es vornehmlich). Selbst im kriminellen Milieu war und ist es ehrenrührig zu "pfeifen". Diese Zeit ist verschwunden. Haben die innermenschlichen Druckmechanismen versagt, sind die Menschen aufgeklärter, der Meinungsmarkt transparenter? Was auch immer die Gründe sind. Für die Betroffenen hat dies fatale Auswirkungen. Sie können sich nicht mehr verlassen, auf das was gesagt wurde. Ob es um verbotene Kartellabsprachen geht oder Bestechungen, auf keinen Gegenüber ist mehr Verlaß. Plaudert er vielleicht doch, um die eigene Haut zu retten, mit der Staatsanwaltschaft? Zwar gehört auch dieses Plaudern zu den kommunikativen Disziplinen, aber dies sollte doch gerade durch die getroffenen Absprachen verhindert werden. Und nun hat es unseren Parade-Fußball (-Manager) Reiner Callmund erwischt. Glaubt man dem seriösen Boulevardblatt BILD, will ihn sein ehemaliger Arbeitgeber Bayer 05 fertigmachen. Und dies, weil sich die Vereinsspitze nicht an getroffenen Absprachen über Darlehensrückzahlungen halten will. Und "unser aller Calli" muss eine Sache nun allein ausbaden, weil er sich nicht auf das Ehrenwort von Geschäfts- und Arbeitskollegen verlassen konnte. Wir wissen nicht was wahr und unwahr ist, wir wurden nicht eingeweiht in die geheimen Absprachen dieses Fußballklüngels (nicht ganz korrekt, Köln soll ja die Markenrechte am Begriff Klüngel halten), aber für einen Kommunikationsfachmann ist es immer wieder erfrischend zu sehen, wie sich kommunikative Verhaltensweisen im Verlauf der Zeit ändern. Ich kann eine gewisse Sympathie für Calli nicht verhehlen, deshalb werde ich versuchen seiner Karriere auf die Sprünge zu helfen. Dem allseits beliebten Grinsi-Klinsi werde ich deshalb vorschlagen, statt Kahn oder Lehmann Calli ins Tor zu nehmen. Wetten dass, ... kein Gegner Platz findet, den Ball ins Tor zu dreschen? Damit wäre der WM-Titel im eigenen Land gesichert, glaubt Ihr PR-Experte Peter Wolff.
peterwolff - 17. Mär, 13:59
Google kann die Karriere kosten titelt der Computerwoche-Ableger Young Professional 1/2006. Ursache dieses Aufmachers ist das Gebaren von Personalverantwortlichen. Denn "Suchmaschinen gehören zum Werkzeug der Rekrutierer" ist dort zu lesen. Wird im Lebenslauf getrixt, so läßt sich das von Personaverantwortlichen relativ schnell mittels Google-Suche ermitteln. Auch wer sich was zu Schulden hat kommen lassen, wird mittels Google enttarnt. Eine US-Lehrerin fand keine Stelle mehr, weil die alte Schulleitung das Sitzungprotokoll mit der Entlassung ins Internet gestellt hat. Studentische Trinkgelage, unvorteilhaft bebildert, finden sich auf vielen privaten Internetseiten und Weblogs, Meinungsäußerungen die vielleicht nicht ganz koscher sind, lassen sich noch heute in Foren finden. Die Welt ist schlecht geworden. Nicht mal mehr das Private bleibt privat. Doch wundert das jemanden? Waren Tagebücher früher der Ort der geheimsten Notizen, die niemand lesen durfte, sind die modernen Pendants der Blogs ganz anders gestrickt. Heute will man seine Ansichten, und seien sie noch so seltsam, Gott und der Welt mitteilen. Und die Weblogs sind das Instrument dazu. Endlich steht für viele nun ein Tool zur Verfügung, dass sich für viele Egomanen als Wundertüte entpuppt. Abseits der Gatekeeper klassischer Medien lassen sich nun ungefiltert die eigenen Dinge mitteilen und zeigen. Und die ganze Welt schaut zu. Schöööön. Schön blöd, wenn sich manches Gestammele im Nachhinein als karrieremäßiges Eigentor erweist.
Selbst wenn man sich aus allem raushalten will, der Turnverein, die Partei oder der Karnevalsverein sorgen mit ihren Internetseiten schon dafür, dass dennoch über einen berichtet wird. Doch was ist zu tun? Das klassische Vorgehen von Armeen und Kriminellen ist auch in diesem Bereich angesagt: In Deckung gehen. In den USA sei es heute schon wieder en vogue "Ungooglebar" zu sein, also keine Spuren im Internet zu hinterlassen. Wer das nicht will, kann die Sache selbst in die Hand nehmen und steht, ganz Arnold Schwarzenegger, seinen Mann. Als Problemlöser zitiert das Karriere-Magazin Sten Franke, der den kommunikativen Dampfhammer als beste Lösung betrachtet. Seine Kompetenz solle man mittels Blog vermitteln. Wird die eigene Ansicht oft genug von anderen geteilt und zitiert, rutscht man im Google-Ranking nach oben und die verräterischen Jugendsünden sind in den hinteren Rängen des virtuellen Nirwanas entschwunden. Womit wir wieder beim Erwachsenwerden sind. Die Pubertät hinter sich lassen. Andererseits, wenn man nicht mehr zu dem stehen kann, was man selbst geäußert hat, ist vielleicht eine Altersgrenze fürs Bloggen ratsam. Sagen wir: Ab 30 darf gebloggt werden, jugendliches Ungestüm ist in diesem Alter nicht mehr zu erwarten. Umgekehrt ist zu prüfen, ob sich Personalabteilungen nicht selber austauschen müßten, wenn sie Jugendsünden nicht von seriösem Arbeiten trennen können/wollen, dass die potenziellen Bewerber mit Sicherheit an den Tag legen wollen. Doch was ist mit den Protokollen und Trixereien der Alten? Altersweisheit und Alterssturheit bilden hier eine unheilige Allianz, die fürs Bewerben nicht unbedingt hilfreich ist. Bis demnächst, Ihr bloggender PR-Experte Peter Wolff, der die 30 leider schon lange hinter sich gelassen hat und hier aus Alterssturheit bloggen darf.
peterwolff - 9. Mär, 17:03
Bald steht er wieder vor der Tür. Nein, nicht Knecht Ruprecht, sondern der nicht minder berühmt berüchtigte Valentinstag. Die Blumen-Connection frohlockt. Und Männer ebenso. Einen Strauß bunter Blüten überreichen, ersetzt den menschlichen Dialog zum Partner. Gewissermaßen ein zeitgemäßer Ablaßhandel. Während ihre Nase noch im Blumenbukett steckt, ist seine bereits in der Zeitung vertieft.
Woran liegt es? Diverse Abhandlungen sind darüber schon verfasst, doch trotz allem bleibt festzuhalten: Die Sprache hat der Mann nicht verloren, schließlich trumpft er mit ihr am Arbeitsplatz, beim Kunden oder am Stammtisch auf. Sollte es der Mut sein? Sind es die Themen, die er auf der Heimfahrt von der Arbeit irgendwo am Wegesrand verloren hat und die ihm nun zur Konversation mit seiner Frau fehlen?
Auch in diesen Fällen ist also Nachhaltigkeit gefragt. Dass, was seit Jahren der Wirtschaft empfohlen wird, bietet sich also auch für die private Kommunikation an. Wer sich Themen "aufhebt" hat mehr davon. Man soll sogar über Themen streiten können. Ein solcher Streit ist doch allemal fruchtbarer, als die Auseinandersetzung über die vergessenen Blumen zu Valentin. Blumen sind auch deswegen heikel, weil sie doch immer wieder Anlass zum Mißtrauen geben. Was will er damit wieder vertuschen, wieder gut machen? Also, warum sollte man Blumen sprechen lassen (ich habe übrigens selbst noch keine Blume persönlich sprechen gehört), wenn man diese Chance doch selbst auf der Zunge hat.
Bis zur nächsten gelungenen Kommunikation, Ihr PR(osen)-Fachmann Peter Wolff
peterwolff - 2. Feb, 15:05
Leider sind wir nicht das Volk der geborenen Rhetoriker aus dem alten Athen. Nicht mal die Briten nehmen wir uns zum Beispiel und stellen uns voller Eifer in einen Park und erschlagen unsere Mitmenschen mit Worten, die wie Donnerhall auf sie darnieder prasseln. Nein, wir haben uns rhetorisch, auch dank Bill Gates, durch die Kunst der Power Point-Präsentation zu unfähigen Rednern degeneriert. Wir brauchen nicht mehr an Vorträgen zu feilen, diese auch noch mehr oder minder frei zu halten. Nein, wir lassen uns von den einzelnen Folien leiten und lesen sie ab. Für den Internet-Guru
Clifford Stoll ist PP inzwischen der natürliche Feind eines guten Vortrages. Für ihn ist Powerpoint die "Wahl der Feiglinge", weil sich Referenten hinter ihren Folien verstecken, als vorher klar zu überlegen: Was ist die Botschaft, wie baue ich meinen Vortrag auf?
Alexander Ross hat sich gar die Mühe gemacht Powerpoint-Typen, die jeder von uns kennt, zu typisieren:
Da haben wir den
Überflieger der seinem Publikum 10 Folien pro Minute um die Ohren haut. Auch immer wieder nett, der
Im-Bild-Steher, der permanent zwischen Beamer und Leinwand rennt und die Projektion verdeckt. Der
Autist spricht sehr schön und ruhig - zur Wand, die er förmlich anbetet. Das Publikum bekommt ihn kaum zu Gesicht. Auch sie soll es noch geben: Die
Befehler. Sie haben ihren persönlichen Sklaven dabei, den sie permanent anweisen: "Nächste Folie bitte", "Nein, noch mal kurz zurück". Auch diese Spezies hat vor lauter Befehlsstress kaum einen Sinn für die Empfindungen des Publikums.
Wahlkampf- und Public-Affairs-Experte
Marco Althaus wird mit den Worten zitiert: "Wer mit Charts aus Powerpoint auf die Menschen losgeht, wird in der Politik noch nicht einmal Landrat". So ein Mist, wieder ein Karrierechance dahin.
Eine wunderbare Abhandlung über unsere "Generation PP" (vielleicht sollte ich den Begriff schützen lassen) und deren Unfähigkeit zur freien Rede mit aussagekräftigen Formulierungen hat Alexander Ross in seinem Aufsatz "Weniger ist mehr" im aktuellen
managerSeminare, Heft 95, Februar 2006, abgeliefert.
Bei der Gelegenheit, steht PP nicht auch für eine besondere Pause? Ich denk´ mal drüber nach.
Bis bald also Ihr Power-PRler Peter Wolff.
peterwolff - 23. Jan, 14:13
... den Blog wieder zu füllen, mag sich der eine oder andere denken. Dem kann ich vom Prinzip nur beipflichten, doch hin und wieder hat auch meine berufliche Kommunikation Vorrang. In diesem Fall liegt es daran, dass ich bis Ende des Monats mein (rechts angekündigtes) Blog-Buch fertig stellen muss. Und da ist es wichtiger für mich dessen Seiten zu füllen, als meinen Blog. Hier bezahlt mich (leider) keiner. Zwar gibt es auch in der Blogosphäre Menschen die das für richtig halten, doch selbst so berühmte Weblogs wie der Spreeblick wollen ja zwischenzeitlich Geld mit Blogs verdienen. Das Buch wird mich nicht reich machen, doch die Kompetenz aus vielen Jahren im Kommunikationsgeschäft weiter zu geben, befriedigt auch. Doch wer weiss, vielleicht wird die ganze Blog-Community zuschlagen und ich werde Verkaufserfolge wie Harry Potter haben. Gut, ich träume, ich sehe es ein. Im Februar will ich meine fehlenden Blogs-Beiträge kompensieren. Versprochen. Für heute soll es das gewesen sein, Ihr Blog-Autor Peter Wolff.
peterwolff - 18. Jan, 15:29