Sonntag, 20. März 2005

Schlechte Internetseiten deutscher Parteien

ofischer communication, die Kölner Agentur für Emotionale Public Relations, hat in Zusammenarbeit mit dem Institut für
Kommunikationswissenschaft der Westfälischen Wilhelms-Universität (WWU) Münster die Internetauftritte deutscher Parteien untersucht. Auf dem Prüfstand: Informations- und Selbstdarstellungsfunktion, Interaktionsmöglichkeiten, Gestaltung, Usability, Qualität der Texte sowie Kontaktmöglichkeiten.

Was macht eine gute Website eigentlich genau aus? "Die Qualität eines Internetauftritts hängt von sehr vielen Faktoren ab", so die betreuende Consultin Kerstin Neurohr zu den Ergebnissen der
Studie "Parteien digital - Eine Inhaltsanalyse der Auftritte von Parteien im Internet". "Entscheidend ist zunächst, was man mit der Website überhaupt erreichen will. Es gibt aber auch allgemein gültige Standards.

Einfachstes Beispiel: eine funktionierende Sitemap". Für die Studie
stellten die PR-Profis von ofischer communication und die Wissenschaftler der WWU einen ganzen Katalog solcher Standards und Qualitätskriterien auf. Daran mussten sich die Internetauftritte aller im Bundestag vertretenen
Parteien (SPD, CDU, CSU, FDP und Bündnis 90/Die Grünen) messen lassen.

Betrachtet wurden die Websites der Bundesverbände, ergänzt durch eine Stichprobe, die 150 Internetauftritte von Ortsvereinen derselben Parteien umfasste.

Der Hintergrund
Seit knapp zehn Jahren sind alle großen deutschen Parteien online, die Zahl ihrer Websites wächst ständig. Nach den Bundes- und Landesverbänden drängen immer mehr kleine Kreis- und Ortsverbände ins Netz. Die Hoffnungen, die in solche Internetauftritte gesetzt werden, sind vielfältig. Sie reichen von rein öffentlichkeitswirksamen Effekten bis hin zu Partizipationsmöglichkeiten für Bürger und der Chance, politisches
Handeln transparent zu machen.

Die Ergebnisse im Überblick
Die SPD, die sich selbst als die "fortschrittlichste Partei im Internet" bezeichnet, vermittelt auf ihrer Site viele Informationen über die Partei, hält sich aber mit Aussagen zu aktuellen Themen, Meinungen und Standpunkten eher zurück - in dieser Hinsicht wäre wesentlich mehr möglich. Die eigentlich gut strukturierte Site leidet unter der ungenauen Benennung der Rubriken, so dass sich die Suche nach bestimmten Informationen mühsam gestalten kann.

Die Website der CDU wurde im Frühjahr 2004 komplett relauncht. Die alte Site bot zwar viele Informationen, hatte auch ein gut genutztes Forum integriert, war aber, was die Gestaltung und Usability der Website angeht, wesentlich schlechter als die der anderen Parteien. Diese Mängel wurden nun behoben, der neue Internetauftritt genügt den Anforderungen in jeglicher Hinsicht.
Die CSU-Site ist herausragend gut, ihre Gestaltung professionell. Der User kann sich gut orientieren, weil die Rubriken sinnvoll benannt sind. Das Informationsangebot ist breit, interaktive Elemente werden in verschiedener Form eingesetzt.

Dagegen weist die Website der FDP erhebliche Schwächen auf: Durch den Aufbau in zwei Spalten und den Einsatz einer einzigen Navigationsleiste ist die Site nicht übersichtlich genug. Außerdem finden sich auf der gesamten Site nur sehr wenige Bilder, was die Gestaltung öde und eintönig wirken lässt. Auch die geringe Bandbreite des Informationsangebots fällt negativ auf. Überraschend positiv ist hingegen nach Aussagen des betreuenden PR-Experten Peter Wolff (www.wolff-pr.de) die Seite der kommunalen Gliederung der Liberalen im Rheingau-Taunus. Sowohl die Kreis-, als auch die Ortsverbände sind über ein umfangreiches Content-Management-System in der Lage, ständig aktuelle Fotos und Nachrichten zu publizieren und auch mittels eines Forums mit Interessenten und Mitgliedern zu kommunizieren (www.fdp-rtk.de)

Die Grünen haben eine Site erstellt, die zwar wenige Überraschungen bietet, aber viele Informationen. An einigen Stellen fehlt der Site Struktur - dass der Newsletter gerade unter "Suche" zu bestellen ist, entbehrt jeder Logik. Übersichtlich ist die Site trotzdem, und auch in der Gestaltung werden im wesentlichen die Regeln beachtet. Leider sind interaktive Elemente auf der Site zweitrangig - in dieser Hinsicht liegen
die Grünen klar hinter den anderen Parteien.

Das Internet - eine Herausforderung für die Ortsverbände
Bei der Untersuchung der Internetauftritte der Ortsparteien nehmen die Grünen den Spitzenplatz ein. Die Websites der grünen Ortsverbände überzeugen vor allem durch ihren überdurchschnittlich hohen Informationsgehalt. Den zweiten Rang belegen die Websites der Ortsverbände der SPD. Ihre Stärken liegen vor allem in herausragend guter Usability und
vielen interaktiven Elementen, eher unterdurchschnittlich ist die
Gestaltung. Im Mittelfeld liegen FDP und CSU. Besonders interessant das Ergebnis der CSU-Ortsverbände: Sie erreichen teilweise sehr hohe Werte - dabei profitieren sie vom optimalen Content-Management-System, das die Bundespartei zur Verfügung stellt und das sehr häufig genutzt wird. Bei Kriterien, die unabhängig von diesem CMS sind, wie z. B. Textqualität,
erreichen die CSU-Ortsverbände nur sehr schlechte Werte. Schlusslicht sind die Websites der CDU-Ortsverbände, da viele der untersuchten Sites nicht den neuen Gestaltungsrichtlinien der Partei entsprechen, das Informationsangebot nicht ausreichend ist und nur selten interaktive Elemente eingesetzt werden.

Direkte Umsetzung in die PR-Praxis
Die Websites aller Parteien wurden, was die Informations- und
Selbstdarstellungsfunktion, Interaktionsmöglichkeiten, Gestaltung,
Usability, Qualität der Texte sowie Kontaktmöglichkeiten betrifft, einer harten Prüfung unterzogen. Nach Wolff sollten sich Parteien und einzelne politische Kandidaten und Mandatsträger mittels optimaler Internetseiten permanent mit den Bürgern in Dialog treten, um das Image von Politik und Parteien zu stärken.

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In eigener Sache: Empfehlenswerte Lektüre


Peter Wolff
Die Macht der Blogs



Hg.: Marlies Ockenfeld/1 Beitrag über Weblogs von Peter Wolff
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