Mittwoch, 7. Dezember 2005

Machos auf den Chefsessel

Das Phänomen begegnet einen ja auf Schritt und Tritt. Die abgedrehtesten Rüpel und Machos werden von Frauen begehrt, wo uns Männern doch schon seit Jahrzehnten nahe gelegt wird, sensibel zu sein, im Haushalt zu helfen und so weiter. Zwar schön und gut, doch Erfolg verspricht die andere Variante. Das gleiche Resultat belegen jetzt Studien, die erforschten, welche Geheimnisse sich hinter der beruflichen Karriereleiter verbirgen. Gut, das Studienfach spielt auch eine Rolle. Wirtschaftwissenschaftler erobern schneller den Karrierethron, als Techniker, Mediziner und Naturwissenschaftler. Geisteswissenschaftler, einschließlich der Lehramtsstudenten, besitzen demnach fast gar keine Karrierchancen in der Wirtschaft. Doch viel wesentlicher: "Wer barsch auftritt verschafft sich daher mitunter mehr Respekt und wird auch bei Beförderungen eher berücksichtigt" schildert die Psychologin Andrea E. Abele-Brehm ein Ergebnis ihrer Studie. Freundlichkeit werde allzu häufig mit Schwäche gleichgesetzt, so die Professorin der Universität Nürnberg. Eine weitere Studie ihrer Kollegen Grau, Wolff und Moser liefert eine weitere erschreckende Erkenntnis. Das altbekannte Vitamin B, neudeutsch auch Networking genannt, ist ein ganz entscheidender Faktor beim beruflichen Erfolg. "Wer fleißig klüngelt, darf sich also berechtigte Hoffnungen auf ein dickes Salär machen", faßt die aktuelle Ausgabe der Fachzeitschrift Manager Seminare Nr. 93 diese Ergebnisse zusammen. Demnach korreliert Networking nicht nur mit der absoluten Höhe des Jahresgehalt, sondern ist darüber hinaus signifikanter Prädikator der Gehaltszuwächse bei Akademikern. Insofern war der Begriff des Vitamins nicht allzu verkehrt. Vitamine helfen doch sowieso bei allem und jeden.

Da stellt sich mir natürlich die Frage, was soll eine gute Bildung, eine soziale und fachliche Kompetenz, ein hervorragendes Kommunikationsverhalten, wenn im wirklichen Leben andere Maßstäbe gelten? Statt der jährlichen PISA-Studie empfiehlt daher heute Ihr Kommunikationsfachmann Peter Wolff der neuen Kanzlerin eine regelmäßige MACHO-Studie für die deutsche Wirtschaft. Steht der schiefe Turm von Pisa nicht ohnehin als Abbild für männliche Omnipotenz? Da ließe sich problemlos eine Macho-Studie einreihen. Waren dies nicht ohnehin die Typen, auf die Frauen stehen, Frau Merkel? Oder läuft hier was anderes schief? Für heute werden die Ärmelschoner abgestreift und die Ellenbogen ausgefahren, versprochen, Ihr Peter Wolff.

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Frank Walzel - 10. Dez, 17:48

Was soll man als (Beinahe-)Absolvent geistes- und sozialwissenschaftlicher Fächer von diesen Erkenntnissen halten? Für ein BWL-Studium in St. Gallen zwecks Klüngeln und Ellbogenseminare ist es wahrscheinlich zu spät. Was übrig bleibt ist also das traurige Mittelmaß? Studien wie diese haben eine schlimmere Wirkung als die "Wald-und-Wiesen-Studien", die meist nur Nachrichten für den Auftraggeber erzeugen sollen. Mit der "Macho-Studie" wird aber deutsches Schubladendenken betoniert und mal eben das fleißig kommunizierte Bild der teamfähigen Führungskraft konterkariert. Die Wirklichkeit sieht anders aus.

syscomm - 7. Nov, 13:25

Techniker verkaufen sich selbst viel zu schlecht

Möchte nur auf die Passage mit den Technikern und Wissenschaftern eingehen, weil ich mich in meinem Business ausschließlich mit dieser Klientel beschäftige: Diese "Branchenangehörigen" stellen eher ihr Fachwissen als den "Verkauf" dieses Fachwissens in die Auslage. Will heißen: Daten und Fakten sprechen für sich, ich als Techniker muss nicht auch noch mich selbst als "Verkaufsargument" in die Waagschale werfen. Das Ergebnis kennen wir alle, wenn wir in die Abteilungen und Führungsetagen der heimischen Konzerne blicken.

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