Montag, 11. Juli 2005

Mitarbeiter-Blogs: Risiko oder falsche Kommunikationspolitik

"Risiko Mitarbeiter-Blogs" titelt die Internet World in ihrer Ausgabe 7/2005. Rechtsanwalt Marcus Beckmann erkennt in der Rubrik "Recht & Internet" zwar, dass negative Äußerungen durch Mitarbeiter sich im Internet besonders schnell verbreiten und auch die Schelte und Herabwürdigung von Konkurrenzprodukten dort nicht gerade dem Image förderlich ist, doch was will er uns damit sagen? Mitarbeiter-Blogs verbieten? Nicht direkt. Stattdessen propagiert unser Anwalt "Genaue Regeln" als Lösung. Machen wir uns nichts vor. Alles das, was hier bemängelt, kritisiert oder vor dem gewarnt wird, ist auch so möglich - ohne Blog. Im angeregten Gespräch im Freundeskreis, in einem anonymen Beitrag in einem Forum u.ä. mehr. Entscheidend ist die Unternehmenspolitik, die Unternehmensethik oder auch die Unternehmenskultur die im Unternehmen gelebt wird. Wie und was wird kommuniziert? Wie wird motiviert? Wie wird gearbeitet? Wie steht man selbst zum Unternehmen, seinen Produkten, seinen Chefs? Wie ernst nimmt man seine Kunden und allgemein die Stakeholder? Gibt es darüber ein gemeinsames Verständnis, dann sollten auch Mitarbeiter-Blogs kein Risiko sein. Wird in Unternehmen jedoch nur hinter vorgehaltener Hand getuschelt, sind Repressalien und Mobbing an der Tagesordnung, dann suchen sich Mitarbeiter und nicht ernst genommene Kunden (manchmal auch geplagte Anwohner) einen Weg diesen Unmut zu kommunizieren. Dies läßt sich dann nicht in Regeln pressen. Denn die Unmutsäußerung erfolgt zumeist außerhalb des Unternehmens, oft auch anonym. Kunden und Anwohner (oder andere Stakeholder) sind zudem nicht an Regeln der Firma gebunden, sie kennen sie nicht einmal. Ehrliche und transparente Kommunikation und ein ebensolches Wirtschaften sollte die Regel in deutschen Unternehmen werden. Dann sind auch Tipps von Rechtsanwälten und der Gang vor Gericht überflüssig.

Doch nicht jeder kann mit ehrlich geäußerten Bedenken, Aussagen und Kritik produktiv umgehen. Zu sehr überwiegt in Deutschland im übertragenen Sinne der Rohrstock. Das muss nicht sein, meint ihr PR-Experte Peter Wolff, denn wir alle sollten lernfähig sein.

Freitag, 8. Juli 2005

Mittelstands-PR: Die unendliche Geschichte noch ohne Happy End

Als PR-Berater mit der Zielgruppe Mittelstand und Freier Berufe/Künstler bin ich es seit Jahren gewohnt, dass es einiges an Erklärungsbedarf und Überzeugungskraft bedarf, um beim Mittelstand zu punkten. Sprich - für ihn PR machen zu dürfen. Und wieder mal wird meine Erfahrung geteilt. Diesmal vom Marketing- und Vertriebsmagazin acquisa. In seiner Ausgabe 7/2005 appeliert die Titel-Überschrift noch an die Mittelständler "Keine Angst vor Zeitungsfritzen". Doch bereits das Inhaltsverzeichnis verweist an dieser Stelle auf den wunden Punkt. Dort steht unter Pressearbeit im Mittelstand "Diagnose: Mangelhaft". Für die meisten Unternehmer sei die Öffentlichkeitsarbeit noch immer ein Buch mit sieben Siegeln. Dabei sei es angesichts der wirtschaftlichen Lage und des wirtschaftlichen Umfelds immer wichtiger mit Transparenz, Offenheit und Vertrauen die Medien als Multiplikatoren für sich zu gewinnen, um letztlich auch dauerhaft seine Kunden zu halten und neue zu bekommen. Nur wer sich von seinem Wettbewerber positiv abhebt, kann auch auf positive Resonancen in der Öffentlichkeit hoffen. Doch diese positiven Nachrichten kommen nicht unbedingt von selbst nach draußen. Man muss hier nachhelfen. Durch offensive PR. Auch das Argument vieler mittelständischer Unternehmer, bei uns gibt es nicht Berichtenswertes, stimmt so natürlich fast nie. Dieser Satz ist all zu oft von Betriebsblindheit geprägt. Gute Journalisten und PR-Fachleute wissen um die "ungehobene Nachrichtenschätze" im Mittelstand. Man sollte sie nur nur an diese Aufgabe heranlassen.

Soweit für heute ein kleiner Ausflug in die unendliche Geschichte der deutschen Mittelstands-PR. Ein schönes Wochenende mit anregenden Dialogen wünscht Ihnen Ihr Peter Wolff

Dienstag, 5. Juli 2005

Nichtexistenz oder Spagat der Europa-PR

Kommuniziert die EU überhaupt oder wird über die EU/Europa kommuniziert? Mit diesen Fragestellungen befasste sich gestern ein gemeinsames Journalisten-Seminar der Europäischen Kommission und des Deutschen Städte- und Gemeindebundes (DStGB) in Mainz. Zwar lautete der Titel anders (Europa vor Ort - Auswirkung der EU-Gesetzgebung auf die Kommunen), doch angesichts der derzeit desolaten Außenwirkung der EU standen vielfach andere Fragestellungen auf der Tagesordnung - und mit ihnen durchaus ein Dilemma der Europäischen Kommission. Analog der alten journalistischen Devise, dass nur "bad news" good news sind, bleiben negative Berichte über Auswirkungen "made in Brüssel" viel eher in den Redaktionen hängen, als positive Nachrichten. Dr. Gerd Landsberg, geschäftsführendes Präsidialmitglied des DStGB plädierte noch für ein kommunikatives Verkaufen des Produkts "Europa", durchaus mit Elementen der klassischen Werbung, wie dies seinerzeit mit schauspielerischer Unterstützung der T-Aktie gelang. Doch eine flächendeckende Medienkampagne kann und will sich die EU nicht leisten, führte die Leiterin der Regionalen Vertretung in Bonn, Barbara Gessler, aus. Zumal sie auf Widerstände treffen würde. Zum einen würden die europäischen Bürger klagen, was wieder mit ihrem Geld angestellt wird, zum anderen einzelne europäische Länder, die nicht unbedingt europafreundliches in ihren eigenen Ländern sehen wollen. Dieser nicht zu schaffende Spagat macht die EU gewissermaßen sprachlos. Auch kommunikative Maßnahmen abseits des PR-Mainstreams, wie etwa das Fach Europa im Schulunterricht oder zumindest zeitgemäße und richtige Schulbücher mit europäischen Themen scheitern an nationalen Eifersüchteleien und dem Pochen auf nationale Eigenverantwortung. Landsberg räumte auch mit zwei beliebten Vorurteilen auf: Europa sei ein bürokratischer Moloch. Jede deutsche Großstadt hätte vergleichbares Personal (25.-30.000) - bei wesentlich weniger Einwohnern. Europa sei teuer. Pro Einwohner und Jahr sind für "Europa" überraschend geringe 90 Euro fällig.

Europa also gewissermaßen ein Schnäppchen. PR-mäßig jedoch ein Grundschüler, was zumindest die Qualität seiner Kommunikation und das Steuern von Zielgruppen und Themen angeht. Aber die Europäische Kommission lernt dazu, das Seminar war das richtige Beispiel dafür.

Bis zum nächsten PR-Gau oder PR-Knüller, Ihr Peter Wolff

Dienstag, 28. Juni 2005

Politik - die Blogfreie Zone

"Ein paar Wochen noch, dann stehen sie wieder vor den Supermärkten, Gartencentern und Fitneßstudios in Bad Oeynhausen und Oer-Erkenschwick, drücken Wählerinnen Rosen in die Hand, Wählern Kugelschreiber und zukünftigen Wählerinnen und Wählern Lutscher. Wenn sie Glück haben, nehmen ein paar Passanten eine Wahlbroschüre und werfen sie zu Hause ungelesen weg. Abends werden sie erschöpft nach Hause kommen, die Wahlkämpfer, aber was soll man sonst machen, um mit dem Wähler zu kommunizieren, in Deutschland, im Sommer 2005", so beginnt ein interessanter Aufsatz, den die Faz.Net vor einer Woche über die Politik als Blogfreie Zone veröffentlichte.
"Immer mehr Leute sind genervt von der Sabinechristiansenisierung der Politik" zitiert der Artikel den IT-Spezialisten Nico Lumma, der den Politikern Blogs andienen will. Er kritisiert die Scheuklappen, die die meisten Politiker in Bezug auf moderne Kommunikationsformen via Internet an den Tag legen. Statt den Dialog mit Tausenden zu suchen, belassen sie es beim Verschleudern von Kulis und Luftballons. Als Kenner von Politikkommunikation kann ich diesen Pauschalvorwurf nicht gelten lassen, gleichwohl räume ich ein, dass es feste Rituale gibt, die beide Seiten wollen: Der Mensch Politiker und der Mensch Wähler. Da ist für den Bürger zum einen der Politiker/der Kandidat "zum Anfassen" und zum "Beschimpfen", da ist auf Seiten der Politiker das Bewußtsein auf diesem Wege (der Wahlkampfstände samt Kulis und Luftballons) Bürgernähe zu demonstrieren und schöne Fotomotive abzugeben. Daneben soll nicht außer acht gelassen werden, dass in den vergangenen Landtags- und in der letzten Bundestagswahlen durchaus das Internetzeitalter Einzug in die Wahlkampfzentralen gehalten hat. Erinnert sei z.B. an das Tagebuch von Guido Westerwelle anläßlich seiner später kritisierten Guidomobil-Tour im letzten Bundestagswahlkampf. Einige kleinere Kampagnen, Chats und Umfragen versuchen alle Parteien in verschiedenen Parteigliederungen. Doch auch ich kann bestätigen, dass es oftmals den Charakter von Alibiveranstaltungen annimmt. Offensiv als Kommunikationskanal begreift derzeit keine Partei das Internet und die Weblogs/Blogs. Einige Vorzeige-Innovative in den Parteien nutzen gerne das Angebot einiger Medien zu bloggen - ob sie wohl von selbst darauf gekommen wären? Ich weiß es nicht. Aber bedenklich ist es in der Tat, dass Dialoge in der Politik in 30 Jahren nicht über den Zustand der Kugelschreiber-Distribution und der rauchgeschwängerten Wirtshausveranstaltungen herausgekommen zu sein scheint. Bei diesen Zuständen wollen auch immer weniger "mitmachen" - weder als Wahlvolk, noch als Engagierte in Parteien. Abgesehen von den oftmals sturen Zwängen und Absegnungen von vorher in Partei-Zirkeln verabredeten Beschlüssen. Kommunikation darf keine Einbahnstraße und auch kein Museum tradierter Verhaltensweisen sein. Das müssen die Parteien begreifen, wenn sie Wahlen und Mitglieder gewinnen wollen. Soweit für Heute von der politischen PR-Front, Ihr Peter Wolff.

Corporate Blogs bieten Potenzial für Experimente

So sieht es jedenfalls Hartmut Giesen in seiner zweiteiligen Serie über Corporate Blogs im Online-Dienst der absatzwirtschaft. Insbesondere präferiert er Know-How- und Themen-Blogs, da diese den Lesern nutzwertige Informationen kommunizieren und gleichzeitig die Kernkompetenzen des Unternehmens demonstrieren. Auch sei es bei diesen Angeboten nicht wichtig, hunderte oder tausende Leser zu erreichen, wenn es nur die 20 Richtigen sind. Auf jeden Fall, so sein Fazit, soll sich jedes Unternehmen eigene Erfolgskriterien definieren und auch dokumentieren. Sollen hingegen langfristige Wirkungen erfasst werden, kommt man nicht um aufwändige Marktforschung und Erfolgsmessungen herum.

Soweit mein heutige Tipp in meinem "Themenblog", bei dem Sie viel über alle möglichen Facetten der Kommunikation erfahren, Ihr Peter Wolff.

Donnerstag, 23. Juni 2005

Schwarze PR oder Rhetorik als Mittel die Konkurrenz zu schwächen

Da ist sie wieder und macht von sich reden. Freilich nur im Kleinen. Der Wirtschaftsjournalist berichtet in seiner aktuellen Ausgabe 3/2005 unter dem Schlagwort "Der kognitive Krieg" von einer französischen Institution, die in Deutschland und Europa ihres Gleichen sucht. Die Rede ist von der Ecole de Guerre Économique. Als einzigartige Schule für den Wirtschaftskrieg wird sie bezeichnet. Ihr Ziel ist es, Politik und Wirtschaftführer frühzeitig auf Entwicklungen (auch der Konkurrenz) hinzuweisen. Das Ziel jedoch damit zu charakterisieren, dass man Spezialisten für Informationsmanagement auszubildet, ist etwas untertrieben. Auf dem Stundenplan stehen die Fächer die für den Angriff im Wirtschaftskrieg erforderlich sind: Konkurrenzbeobachtung, Beeinflussungsstrategien, Markteroberungsstrategien, Identifikation und Umgang mit Informationsrisiken. Schulleiter Christian Harbulot wird mit den Worten zitiert "Wir lehren Rhetorik als Mittel, den Konkurrenten zu schwächen. Die Information ist das einfachste und billigste Mittel, dieses Ziel zu erreichen." Mit schwarzer PR hat dies also nichts zu tun (Schwarze PR: Desinformation, Lügen verbreiten), gleichwohl will Harbulot "Experten der Auseinandersetzung" ausbilden. Er will seine Schüler (etwas untertrieben, alles sind Absolventen von Elitehochschulen) in die Lage versetzen, den Kampf um die wirtschaftliche Überlegenheit durch indirekte Konfrontation zu gewinnen. Die Desinformation weist er auch energisch von sich, da diese (zurecht) nur kurzatmig ist. Früher oder später, wenn die Wahrheit rauskommt, ist die Legitimation dahin. Dennoch gibt er zu, dass Schwarze PR massiv zunehme. Anschauliche Beispiele sind durchaus auch in Blogs und generell im Internet zu finden. Doch auch die Finanzmärkte jonglieren eifrig mit angeblichen "Gerüchten". Und diese Angriffe können nicht mit Hilfe von Gerichtsverfahren abgewendet werden. Seine Absolventen sieht er jedoch in der Lage, hier gegenzuhalten. Die Ernennung von Alain Juillet zum Verantwortlichen für die französische "Intelligence économique" vor anderhalb Jahren, sieht Harbulot als Beleg an, dass die französische Regierung dem Informationskrieg Priorität eingeräumt habe. Es ist nicht so, dass die deutsche Wirtschaft schläft, nur wird sie nicht derart systematisch unterrichtet und politisch unterstützt. Der internationale Berufsverband SCIP (Society Competitve Intelligence Professionels) hat seit wenigen Jahren auch eine deutsche Dependance. Zumeist Konzerne und entsprechende Dienstleistungsagenturen tauschen hier ihre Erfahrungen aus. Es geht hier um den rechtzeitigen Besitz von allgemein zugänglichen Informationen - die zum eigenen wirtschaftlichen Vorteil genutzt werden. Dies ist legitim. Schließlich gehört es zum Wirtschaften, das man weiß was der Markt, die Wettbewerber, die Regierung vor hat. Nur so kann man sich darauf einstellen. Leider hat diese Erkenntnis noch nicht überall in Deutschland Fuß gefasst. Statt dessen läßt man sich lieber überrumpeln. Und dabei ist es egal, ob es amerikanische, europäische, asiatische oder sogar deutsche "Heuschrecken" sind.

Neben Kommunikation ist also gerade die Information ein wesentliches Element zur Erzielung eigener Vorteile. Bis bald, Ihr Peter Wolff

Suche

 

In eigener Sache: Empfehlenswerte Lektüre


Peter Wolff
Die Macht der Blogs



Hg.: Marlies Ockenfeld/1 Beitrag über Weblogs von Peter Wolff
Content - DGI-Proceedings-Band 8


Jahrbuch ´07 des Rheingau-Taunus-Kreis (Peter Wolff (2 Beiträge))


Peter Wolff (2 Beiträge)
Jahrbuch ´06 des Rheingau-Taunus-Kreis

User Status

Du bist nicht angemeldet.

Aktuelle Beiträge

deutsche Arbeitskultur
Mit Blick auf die Furcht vor Arbeitslosigkeit, die...
La_Stella86 - 25. Feb, 18:10
Ich bin hier - und Du...
So könnte überspitzt formuliert ein Zustand beschrieben...
peterwolff - 26. Sep, 15:02
Sprachlos überzeugen...
Wenn jetzt schon Fernsehsender, wie gestern das ZDF...
peterwolff - 18. Sep, 20:36
Zurück am Blog
Anders als manche vermuten, sah ich mich nie als ausschließlicher...
peterwolff - 4. Apr, 11:27
Peter Wolff ein Experte?
Das Buch "Die Macht der Blogs" strotzt nur so von Fehlern,...
sophisticated - 14. Feb, 16:52

Status

Online seit 7475 Tagen
Zuletzt aktualisiert: 25. Feb, 18:10

Credits


Impressum
Kolumne
Kommunikation
Politikkommunikation
Profil
Abmelden
Weblog abonnieren