Dienstag, 10. Mai 2005

PR im Land der Mitte

"Die Partei liest mit" überschreibt die Markt & Technik Nr. 19 vom 6. Mai ihre Geschichte über High-Tech-PR in China. Insbesondere beschreibt sie die kulturellen Unterschiede, die immer noch zu selten von europäischen PR-Leuten berücksichtigt werden. In China müsse man sich ständig "als guter Bürger" beweisen. Selbst wer eigentlich Recht hat, dürfe nie einen Chinesen brüskieren. "Wer nur auf schnellen Gewinn aus ist, wird scheitern" zitiert das Heft Zhong Li von Hoffman Europe. Auch nimmt Li Firmen die Hoffnung auf schnellen Erfolg bei den Medien. "You have to make good friends", sagt sie weiter und führt aus, dass dazu neben kleinen Geschenken auch eine "transportation fee" von umgerechnet 20 Euro in bar gehöre, die dem Journalisten die Anfahrt zur Pressekonferenz erstatten soll, die in Peking schon mal bis zu 2 Stunden betragen könne. Auch den Chef selber vorbei schicken, könne nicht schaden, da in China noch immer das Senioritätsprinzip gelte. Ohne vor Ort zu sein, mache PR keinen Sinn. Allerdings dürfe man die Small Talks nicht mit ausufernden Trinkgelagen oder wöchentlichen Email-Verkehr verwechseln.

Darauf Prost, Ihr Peter Wolff

Dienstag, 3. Mai 2005

Insekten-Debatte: Metaphern erhöhen die öffentliche Wahrnehmung

Da ist sie wieder. Jene Diskussion, die wir in Deutschland mindest 1-2 mal im Jahr haben. Welche metaphorischen Vergleiche sind statthaft, welche sind zu verurteilen und welche sollten in den Tabu-Tresor? Heuschrecken wären Karl Marx nie eingefallen. Andererseits waren seine Texte rein stilistisch schon zum abgewöhnen. Die wenigsten wären auf die Idee gekommen, sich solche Formulierungen freiwillig anzutun. Da hat die selbsternannte Inkarnation von Karl Marx, Franz Müntefering, eine Debatte vom Zaun gebrochen und dabei die Metapher der Heuschreckenplage eingeführt. Nun vergleicht unser einziger Bundeswehr-Prof (gibt es überhaupt noch andere Professoren an der Bundeswehr-Hochschule, man hört immer nur von Wolffsohn? Immerhin permanente PR in eigener Sache - das kann er gut) die Heuschrecken-Aussage mit dem Nazivokabular. Konnte eine Woche lang Münte die Prügel einstecken, muß sich nun Wolffsohn warm anziehen. Wir Deutschen tun uns schwer mit freier Meinungsäußerung und manchmal auch harten, vermurksten oder auch falschen Vergleichen. Von meiner Seite gibt es Lob für beide. Nicht wegen der Inhalte ihrer Äußerungen. Nein, aber sie verstanden es durch ihre zugespitzte Wortwahl, Themen auf die Agenda zu setzen, die es Wert sind, breiter diskutiert zu werden. Zwar wünschte ich mir, dass sich darüber kultivierter diskutieren läßt. Doch seien wir ehrlich. Die Medien, da bilden die deutschen Medien keine Ausnahme, wollen nicht über komplexe Dinge aufklären. Sie finden es wunderbar irgendwelche Fettnäpfchen auszugraben, in die der eine oder andere hineingestolpert ist. Sie verstehen es Kleinigkeiten zu skandalisieren - Wohlgemerkt Kleinigkeiten im Vergleich zu den wirklich wichtigen Themen, die wir in Deutschland auf die Bahn bringen müssen. Seit einigen Jahren will man mein Argument dadurch entkräften, dass es hin und wieder ein Dossier, eine Infografik oder auch verstärkt Verbraucher- und Service-Themen gibt, mit denen sich die Medien als "Anwalt der Leser/Verbraucher" etablieren wollen. Doch dies sind Potemkinsche Dörfer. Zwar schön anzuschauen und zu lesen, doch die Bürger müssen "aufgeklärt" werden: Über den Zustand des Landes, darüber wie es weiter gehen kann. Immer nur Fronten aufzubauen, hilft zwar Schlagzeilen zu produzieren. Langfristig wird der Unmut über unsere Demokratie überwiegen. Der Preis des Populismus. Wie gesagt, die beiden Metapher-Häuptlinge haben es verstanden, Themen in den Vordergrund zubringen und damit eine Diskussion anzustoßen. Jetzt müssen wir in Deutschland nur noch lernen, wie sich konstruktiv streiten lässt. Gegenseitige Schuldzuweisungen und Tabuverordnungen helfen hierbei nicht. Wir alle, gerade jene in der Kommunikationswelt, sollten uns dieser gewichtigen Kommunikationsaufgabe stellen.

Einen schönen Feiertag wünscht Ihnen Ihr Peter Wolff

Montag, 25. April 2005

Peter Wolff auf Sky-Radio zu hören

Am morgigen Dienstag, 26. April, höre ich nicht nur Radio, sondern werde selbst Bestandteil einer Radiosendung.

Der hessische Sender Sky-Radio suchte für seine neue Sendung "Jule bei der Arbeit" hessische Unternehmen, die als „Superhitfirma“ fungieren. Mit meiner PR-Agentur „Rent a Pressereferent“ hatte ich mich beworben und werde nun morgen den Hörern einige Hits ansagen und im Interview der Moderatorin Jule Limberg einige Worte zu meiner Arbeit in der Kommunikationsbranche erzählen.

Donnerstag, 21. April 2005

Kapitalismuskritik - Eine Herausforderung für Wirtschaftskommunikation

Wer hätte das gedacht, Franz Müntefering bekräftigt seine Ambitionen, der Karl Marx des dritten Jahrtausends zu werden. Wer hätte weiter gedacht, dass der alte Karl/Franz so viele Anhänger hat? Glaubt man den Umfragen bundesdeutscher Boulevard-Blätter, sind es immerhin mehr als 60 Prozent. Gut, nicht repräsentativ. Aber was zählt ist die Stimmung im Volk. Wer hier die Meinungsführerschaft erringt und sich dabei durch solche Umfragen bestätigt fühlen kann, der hat seine Arbeit gut gemacht. Bravo Karl-Franz.

Was man von den Kommunikationsstrategen der angegriffenen Wirtschaft nicht behaupten kann. Zwar hat der Arbeitgeber-Verbands-Chef tatsächlich etwas geheult wie ein getretener Hund(t), auch einige professorale Wirtschafts-Ethiker nutzten das Kommunikationsloch, um sich und ihre Disziplin etwas bekannter zu machen. Doch wo bleiben diejenigen Wirtschaftsführer, die sich noch um das magere Wirtschaftswachstum verdient machen? In schwierigsten Situationen, durch mangelnde Inlandsnachfrage, durch unfaire europäische Wettbewerbsbedingungen und durch überbordende deutsche Bürokratie ausgebremst, kämpfen viele ums Überleben, einige auch um neue Chancen in neuen Märkten. Vielleicht fehlt denen die Zeit, um auf sauerländische und sauertöpfische Angriffe zu reagieren. Der Karl-Franz hat es ja auch auch einfacher. Er lebt von den Tantiemen der Steuerzahler. Versteht von Wirtschaft so viel wie eine Kuh vom Segeln. Dafür versteht er umso mehr von Populismus. Ein Virus der bei einer darbenden und visonslosen Bevölkerung offenbar auf fruchtbaren Nährboden fällt. Vielleicht auch nicht. Vielleicht sehen wir hier nur die "Veröffentlichte Meinung". Denn repräsentativ, dass stellte ich oben bereits fest, waren die Applaudierer nicht. Bühnenreif war das sauerländische Volkstheater dennoch.

Trotz des kurzen Szenenapplauses kann Franz-Karl es nicht verbergen: Überzeugende Leistungen bringt auch er nicht auf die Bühne. Nicht umsonst leiden sowohl Politiker (aller Richtungen), als auch Wirtschafskapitäne unter immensen Image- und Akzeptanzproblemen. Oft hört man die Selbstkritik "man habe ein Vermittlungsproblem". Dieses zu beheben ist jedoch für beide Seiten emminent wichtig, sonst brechen unserer Demokratie wichtige Eckpfeiler weg. Politik und Wirtschaft sind nun einmal komplexe Sachverhalte. Hier kann man in der Bevölkerung nicht so emotionale Wirkungen erzielen, wie manche "Gutmenschen", die im Nu tausendfache Unterstützung für ein traurig ausschauendes Robbenbaby erhalten können. Neben dem reinen Vermittlungsproblem dieser komplexen Materie sind es natürlich auch individuelle Auswüchse, die unserer bundesrepublikanischen Neiddebatte Futter liefern und/oder tatsächlich ethisch unvertretbar sind. Aber diese Phänomene kommen überall im Volk vor. Diese auf die beiden Zielgruppen zu verallgemeinern, ist daher unzulässig. Es unterstreicht nur die Dringlichkeit für die fachlich richtige Kommunikation - die allerdings auch verständlich für das Zielpublikum sein muss. Soweit die Erkenntnisse und Eindrücke des Kommunikationsexperten Peter Wolff, der Ihnen liebe Leser wieder eine schöne Woche wünscht.

Donnerstag, 14. April 2005

Kolumne: Parteien intern - Wahrheiten, Gemetzel oder innerparteilicher Wettbewerb

Wußten wir es nicht schon immer? Parteien haben wenig mit Demokratie zu tun. Da jammert eine gescheiterte Ministerpräsidentin wegen einer fehlenden Stimme über Dolchstöße und dass die Partei sie hängen läßt. Da grummelt die liberale Parteibasis über ihren Bundesvorsitzenden. Doch bloß nicht öffentlich an Denkmalen kratzen. Kaum versucht dies der designierte Nachfolger der hessischen Landesvorsitzenden, wird er parteiintern zurechtgestutzt. Auch bei den Christdemokraten herrscht derzeit keine Jubelstimmung. Weder der blasse Herausforderer aus NRW, noch die zottelige Herausforderin des Bundeskanzlers vermitteln den Eindruck, dass es mit Ihnen besser wird. Ohne großes Zutun fallen ihnen die Umfragewerte in den Schoß. Sie können sich nicht dagegen wehren. Einen innerparteilichen Wettbwerb scheuen fast alle Parteien. Angeblich schwächt es eine Partei, wenn der/die Vorsitzende dann nur etwas mehr als die Hälfte der Stimmen vereinigt. Selten findet sich deshalb eine "Kampfabstimmung", obwohl dies doch in einer Demokratie das selbstverständlichste sein sollte. Natürlich ist eine in Lager gespaltene Partei schwierig zu managen. Aber Lager haben immer auch etwas mit Fundamentalismus und dem Verfolgen eigener Interessen zu tun - wenig mit dem Dienst am Bürger. Tatsächlich sind es oft die Ellenbogen, weniger die Argumente, die den innerparteilichen Aufstieg fördern. Überall.

Doch wird sich was ändern? Wohl kaum. Denn auch "das Volk" ist opportunistisch. Wahrheiten fordert man zwar ein. Doch passen sie einem nicht, wird der Übermittler dieser Nachricht, wie in historischen Zeiten, geköpft. Zwei Beispiele: 5 Millionen Arbeitslose - und dennoch versuchen alle Politiker trotz nicht vorhandenem Wirtschaftswachstum, den Glauben aufrecht zu halten, daran könne man etwas ändern: Wenn nur der Wachstumsmotor wieder anspringe. Doch selbst wenn er wieder anspringt: Wachsende Automatisierung wird diese Arbeitsplätze nicht wieder einführen. Die einzige Boombranche Dienstleistung/Pflege ist finanziell so unattraktiv, dass viele Mitarbeiter aus dem Ausland diese Tätigkeiten ausführen müssen. Zweites Beispiel: Das Aussterben der Deutschen und der damit verbundene Kollaps des Generationenvertrages (spricht: der Sozialsysteme). Warum sagt niemand, dass noch so viele geboren werden können, ein System wie der Generationenvertrag, der in Wirklichkeit nie etwas anderes als ein Schneeballsystem war, läßt sich nicht dauerhaft aufrechterhalten. Das haben Schneeballsysteme an sich. Es müssen immer neue Einzahler gefunden werden, damit die bestehenden Ansprüche abgegolten werden können. Doch jeder neue Einzahler erwirbt auch eigene Ansprüche - ein Teufelskreis. Ich kenne niemanden, der diese Wahrheit vermittelt. Das System kann also nicht reformiert werden, es muß radikal auf ein neues Fundament gestellt werden.

Ehrliche Kommunikation ist also nicht unbedingt die Stärke der Deutschen. Auf beiden Seiten nicht. Die Regierer befürchten für Ehrlichkeit abgestraft zu werden, die Regierten sagen sich, wenn das so ist, dann wähle ich den, der mir nach dem Mund redet. Kommunikation im politischen Umfeld ist also tatsächlich ein gefährliches Unterfangen. Es beginnt im "gefährlichen innerparteilichen Sumpf" und endet in diffusen Aussage gegenüber den Bürgern. Ein Umfeld in dem dann auch Dolchstoßlegenden gedeihen.

Suche

 

In eigener Sache: Empfehlenswerte Lektüre


Peter Wolff
Die Macht der Blogs



Hg.: Marlies Ockenfeld/1 Beitrag über Weblogs von Peter Wolff
Content - DGI-Proceedings-Band 8


Jahrbuch ´07 des Rheingau-Taunus-Kreis (Peter Wolff (2 Beiträge))


Peter Wolff (2 Beiträge)
Jahrbuch ´06 des Rheingau-Taunus-Kreis

User Status

Du bist nicht angemeldet.

Aktuelle Beiträge

deutsche Arbeitskultur
Mit Blick auf die Furcht vor Arbeitslosigkeit, die...
La_Stella86 - 25. Feb, 18:10
Ich bin hier - und Du...
So könnte überspitzt formuliert ein Zustand beschrieben...
peterwolff - 26. Sep, 15:02
Sprachlos überzeugen...
Wenn jetzt schon Fernsehsender, wie gestern das ZDF...
peterwolff - 18. Sep, 20:36
Zurück am Blog
Anders als manche vermuten, sah ich mich nie als ausschließlicher...
peterwolff - 4. Apr, 11:27
Peter Wolff ein Experte?
Das Buch "Die Macht der Blogs" strotzt nur so von Fehlern,...
sophisticated - 14. Feb, 16:52

Status

Online seit 7477 Tagen
Zuletzt aktualisiert: 25. Feb, 18:10

Credits


Impressum
Kolumne
Kommunikation
Politikkommunikation
Profil
Abmelden
Weblog abonnieren