Freitag, 14. Oktober 2005

Image, Ruf und Scheinwelten

"Am wirklichen Leben vorbei" überschreibt Christian Knull im Koblenzer IHK-Journal 10/2005 seinen Bericht über die Berufs- und Lebenswelten und seine Repräsentation in der deutschen "TV-Wirklichkeit". Unternehmer zum Beispiel werden viel zu oft in Soaps, Gerichtsshows oder Fernsehfilmen als unsympathische Typen vorgeführt. Deren Arbeitsalltag hat zudem mit dem wirklichen Leben kaum was zu tun. Kein Wunder also, wenn selten in Deutschland jemand Unternehmer werden will. Gut, es spielen andere Faktoren auch eine Rolle, wie Gründungskapital, fachliche Qualifikation, ein für sich ausreichender Markt und die gehörige Portion Engagement und Selbstbewußtsein - mindestens. Es gibt noch eine Reihe anderer Facetten. Doch wenn bereits die elektronischen Medien ein bestimmtes Stimmungsbild für bestimmte Berufe und Gesellschaftstypen prägen, dann liegt der Verdacht nahe, dass auch in der Realität der Zuspruch zu diesen Branchen und beruflichen Positionen eher gemieden wird. Bestimmte Branchen klammert das Fernsehen komplett aus. Metallberufe machen in Deutschland neun Prozent in den Beschäftigungsverhältnissen aus, im TV sind sie mit nur einem knappen Prozent kaum sichtbar. Hier dominieren Ärzte, Rechtsanwälte, Kommisare/Polizisten, Sänger und Gastronomen. Diese Spezies wird neunmal so oft im Fernsehen gezeigt, wie es ihrem Anteil in der Realität entspricht. Würde das Medium Fernsehen hier seiner gesellschaftspolitischen Mitverantwortung, wenn nicht gar seinem "Vorbild-Charakter", gerecht, bestünde die begründete Hoffnung, dass sich mehr Menschen in Deutschland um produktive, innovative aber auch klassische Berufswege bzw. zum Unternehmertum entschlössen. Ist es nicht gerade diese Aufbruchstimmung, die nötig wäre, um die deutsche Wirtschaft im Allgemeinen, aber auch bestimmte Branchen und Ausbildungswege nach vorne zu bringen? Mit der Pilcherisierung der TV-Landschaft wird dies nicht gelingen. Im Gegenteil. Man darf sich nicht wundern, ob der großen Soap-Schwemme, dass etliche der jungen Generation ausrutschen und ins Schlittern geraten, auf Grund der verkehrten Projezierung von wirklichem Leben via TV in die deutschen Wohnstuben. Diese gesellschaftliche Herausforderung ist eine kommunikative Aufgabe, der sich Fernsehverantwortliche und Drehbuchautoren dringend widmen müssen, fordert für heute ihr Kommunikationsexperte Peter Wolff.

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