Dienstag, 5. Juli 2005

Nichtexistenz oder Spagat der Europa-PR

Kommuniziert die EU überhaupt oder wird über die EU/Europa kommuniziert? Mit diesen Fragestellungen befasste sich gestern ein gemeinsames Journalisten-Seminar der Europäischen Kommission und des Deutschen Städte- und Gemeindebundes (DStGB) in Mainz. Zwar lautete der Titel anders (Europa vor Ort - Auswirkung der EU-Gesetzgebung auf die Kommunen), doch angesichts der derzeit desolaten Außenwirkung der EU standen vielfach andere Fragestellungen auf der Tagesordnung - und mit ihnen durchaus ein Dilemma der Europäischen Kommission. Analog der alten journalistischen Devise, dass nur "bad news" good news sind, bleiben negative Berichte über Auswirkungen "made in Brüssel" viel eher in den Redaktionen hängen, als positive Nachrichten. Dr. Gerd Landsberg, geschäftsführendes Präsidialmitglied des DStGB plädierte noch für ein kommunikatives Verkaufen des Produkts "Europa", durchaus mit Elementen der klassischen Werbung, wie dies seinerzeit mit schauspielerischer Unterstützung der T-Aktie gelang. Doch eine flächendeckende Medienkampagne kann und will sich die EU nicht leisten, führte die Leiterin der Regionalen Vertretung in Bonn, Barbara Gessler, aus. Zumal sie auf Widerstände treffen würde. Zum einen würden die europäischen Bürger klagen, was wieder mit ihrem Geld angestellt wird, zum anderen einzelne europäische Länder, die nicht unbedingt europafreundliches in ihren eigenen Ländern sehen wollen. Dieser nicht zu schaffende Spagat macht die EU gewissermaßen sprachlos. Auch kommunikative Maßnahmen abseits des PR-Mainstreams, wie etwa das Fach Europa im Schulunterricht oder zumindest zeitgemäße und richtige Schulbücher mit europäischen Themen scheitern an nationalen Eifersüchteleien und dem Pochen auf nationale Eigenverantwortung. Landsberg räumte auch mit zwei beliebten Vorurteilen auf: Europa sei ein bürokratischer Moloch. Jede deutsche Großstadt hätte vergleichbares Personal (25.-30.000) - bei wesentlich weniger Einwohnern. Europa sei teuer. Pro Einwohner und Jahr sind für "Europa" überraschend geringe 90 Euro fällig.

Europa also gewissermaßen ein Schnäppchen. PR-mäßig jedoch ein Grundschüler, was zumindest die Qualität seiner Kommunikation und das Steuern von Zielgruppen und Themen angeht. Aber die Europäische Kommission lernt dazu, das Seminar war das richtige Beispiel dafür.

Bis zum nächsten PR-Gau oder PR-Knüller, Ihr Peter Wolff

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